Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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Specialgebiet — zu halten geneigt sein könnte. Wie schon bemerkt, 
ist auch hier der Fall höchst selten, dafs ein solcher Sammler ‚sein 
nteresse zwei verschiedenen Kunstgebieten gleichmäfsig widmet, e 
müfste denn ein Gebiet betreffen, welches, wie das der sogenannten 
leinkünste, ein Konglomerat verschiedener, aber doch nahe ver- 
wandter Gattungen bildet. So giebt es wohl selten Sammler, di 
neben alten Gemälden ihr Interesse auch Münzen oder Majolike 
zuwenden, wohl aber solche, die neben Majoliken noch Emaillen, 
Gläser, Terrakotten, Elfenbein- und Holzschnitzereien, kleine Bronzen 
Bernsteinsachen, Krüge u. s. f., neben Münzen auch Gemmen, Siegel 
u. s. f. sammeln. Dagegen kommt es öfter vor, dals ein 000 
von Kunstsachen auch Sammlungen anlegt, die gar nicht dem Ge- 
biete der Kunst angehören, z. B. neben _alten Gemälden auch Muschel 
oder Mineralien u. dergl. zusammenbringt. 
Wenn solches Sammeln nun auch einerseits Respekt einflöfst, 
so enthält es doch andererseits hinsichtlich der dabei vorausgesetzten 
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Kennerschaft die Beschränktheit, dafs das damit verbundene parti- 
in Interesse durch eine noch besser informirte, weil nur äu(ser- 
lich interessirte Kennerschaft, nämlich die des Kunsthändlers 
ausgebeutet werden kann. Das dem Sammeln innewohnende leiden 
schaftliche Moment macht es so zur Beute des leidenschaftslosen 
blos berechnenden Interesses. Dies Verhältnifs ist ein ironisches; 
denn indem der Kunsthändler den Kunstfreund und Sammler mit 
unstwerken versorgt, so scheint er zwar zunächst, wie jeder andere 
Caufmann, nur den eigenen Vortheil, das Interesse des Geschäfts, 
im Auge zu haben. Aber diese geschäftliche Berechnung enthält 
hier sowohl in Hinsicht auf die freie schöpferische Thätigkeit 
des Künstlers, der die Werke aus seiner Phantasie gebar, wie in 
‚Hinsicht des ideellen Genusses, dessen der Kunstfreund und Samm- 
er durch die Erwerbung derselben theilhaftig werden, eine Ironie 
gegen die Idee überhaupt; insofern nämlich, als der Kunsthande 
eben Das, was eigentlich aufserhalb aller materiellen Schätzung liegt, 
— nämlich das Ideale — zum Gegenstand eines blofsen Ken 
exempels macht, in welchem die Procente des Gewinnes den Haupt- 
aktor bilden. Die ganze Thätigkeit des Kunsthändlers, und Zwar 
sowohl nach Seiten_des | Künstlers wie des Kunstfreundes hin, ist 
somit eine ironische und zwar humoristisch-ironische, weil beide 
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ihm nicht nur überhaupt, sondern gerade durch ihre idealen Lebens; 
bedürfnisse einen lediglich materiellen Vortheil gewähren müssen! 
Auf der andern Seite aber birgt der Kunsthandel — obzwar wieder 
aus blos geschäftlichem _Grunde_— doch_auch einen in Hinsicht der
	        
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