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ewinnt, als habe er sie durch den Realismus gewonnen. Dieser ;
Kal oder richtiger: bornirte Materialismus ist aber, als voll- ;
ommen impotent, überhaupt gar nicht fähig, zu Gedankenresultaten a
zu kommen. Ohne die ihn umgebende nährende Speise des Idealis- NaDld
mus würde er wie auf einer wüsten Insel rein verhungern. Dafs CE
er dafür dem Idealismus realistische Fufstritte giebt, erinnert stark x
an die Fabel vom sterbenden Löwen, ist aber ‘selbstverständliche Me
onsequenz seines Princips. Von einer Entwicklung ist in dieser n
Aesthetik keine Spur: die Dietion bewegt sich in Definitionen und *
Behauptungen. Wie kritiklos — nein, dies ist zu wenig gesagt —
wie nachlässig die Art der Darstellung ist, davon nur ein Beispiel. S
S. 41 heifst es: „Es können sechs Künste aufgestellt werden. bh
(Können — solche Kategorien bilden die Logik. v. Kirchmann’s):
„die Jandschaftliche Kunst (Gartenkunst), die Baukunst, die
PS eEk (einschliefslich der Pantomime und schönen Tanzkunst), Ü
„die Tonkunst und die Dichtkunst“. Wie, sechs? das sind ja
nur fünf! Die Malerei ist — vergessen (!). Auf der folgenden Ed
Seite wird dann hinter der Plastik doch die Malerei erwähnt (Im
Jruckfehlerverzeichnifs ist davon nicht die Rede). Als Kuriosa und Det
zugleich als Charakteristik der] Kunsttheorie sowie der Logik von SOC
Kirchmann’s mögen hier ein paar Beispiele stehen, da wir uns au Le
den sonstigen Inhalt in ernsthafter Weise nicht wohl einlassen kön- 8
nen. Zuerst was sein Eintheilungsprincip der Künste oder vielmehr,
da er die Unterscheidung der Künste gar nicht für wesentlich hält, der Nat
unstwerke betrifft, so bemerkt er’): „Das gewöhnliche Ver- und)
„fahren geht von den Unterschieden der besonderen Künste au Pers
„und sucht dann innerhalb einer jeden aus dem Inhalt weitere A
„Eintheilungen zu begründen, welche indefs die wahren Gesichts-
„Punkte oft verfehlen. Eine na turge m äfse Eintheilung der Kunst- Al
„werke wird den Besonderungen der wesentlichsten Bestimmungen [AUS 0
„des Schönen zu folgen haben“... d. h. „von dem Unterschiede (260,
„des Handlungsbildes und Stimmungsbildes ausgehen müs- nd}
„sen. Die weitere Eintheilung beruht dann auf dem Inhalt, je nach- Kong
„dem er ein erhabener oder einfach-schöner ist. Letzterer son- Non
dert sich wieder zum Einfach-Schönen im engeren Sinne Oder
„und zum Komischen. Eine letzte Eintheilung nimmt ihren Thei- Nolks
„lungsgrund von den Unterschieden der Idealisirung; die Kunst Kind]
„werke sind danach idealschöne oder naturalistischschöne Lroha
N a a CO
„formschöne oder geistigschöne, klassischschöne__oder am
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1) Aesthetik. Bd. IL S, 174