Full text: Von Fichte bis auf die Gegenwart (1. Theil, 2. Abtheilung)

eignen Wesens verknüpft, dafs er an sich selbst zweifeln und ver 9 
zweifeln müfste, wenn er dieses Vertrauen aufgeben sollte. . 
In der That giebt es über die Alternative hinaus, dafs entweder, « 
Alles Zufall oder Alles vernünftig sei, kein Drittes. Dafs hiemi SC 
weder der Zufall noch die Unvernunft als partikulare Erscheinungen TG 
geleugnet werden sollen, bedarf nicht erst der Versicherung; allein ahl 
diese haben nur relative Bedeutung. . Es handelt sich vielmehr um ed 
die Frage, ob es absoluten Zufall und absolute Unvernunft gebe! di 
un sind aber die Ausdrücke absoluter Zufall und absolute Unvernunf: del 
Widersprüche in sich selbst, denn Zufall und Unvernunft sind eben ON 
nichts Anderes als die Relativität selber, jener nämlich die Re- An 
lativität in der realen Welt, diese die Relativität in der Welt der I 
deen. Aus der blofsen Thatsache, dafs überhaupt irgendwo m 
Gesetzmäfsigkeit herrsche, folgt — wie aus dem Linne’schen Wir- Ge 
belknochen die Bestimmtheit des ganzen Organismus — so mit un- 
widerstehlichem Zwange der Nothwendigkeit, dafs dann überhaupt 
Alles gesetzmäfsig sei und es sich für die denkende Erkenntnil N 
nur darum handeln könne, diese Gesetzmäfsigkeit zu begreifen. Se 
564. Die Geschichte der Aesthetik, welche wir als „die Ge N 
„nesis des ästhetischen Bewufstseins“ zu behandeln versucht haben ıhrd 
ist, weil sie wesentlich nur eine Seite des allgemein-menschlichen PR 
Bewulfstseins in's Auge fassen kann, nothwendigerweise ebenfalls A 
dem Schein des Zufalls unterworfen. Dieser Schein hört aber auf, 4 
sobald die in ihm enthaltene Relativität nachgewiesen wird, d. h. N 
die Beziehung, in welcher diese Seite zu den übrigen und besonder 
zu der Gesammtentwicklung des Geistes überhaupt steht. Es ist S 
schon lange, namentlich seit Herder, in Gebrauch, die Geschichte einer bo 
bestimmten Sphäre des Geistes, z. B. der Kunst, im Zusammenhange n 
der allgemein-menschlichen Kulturentwicklung, wie der beliebte Aus- In 
druck lautet, zu betrachten, d.h. zu zeigen, wie sie mit den andern in 
Sphären, mit Sitte, Religion, öffentlichem Leben, Nationalcharakter dl 
. 8. f. zusammenhängt und dadurch theilweise bestimmt wird, aber nn 
auch ihrerseits umgekehrt auf diese bestimmend einwirkt. Mit der - 
Wissenschaft hat es jedoch eine wesentlich andere Bewandtnifs al A 
mit den geschichtlichen und insofern unbewufsten Bethätigungswei- 
sen des Geistes. Zwar ist auch sie keineswegs unabhängig von dem 
allgemeinen Charakter der Zeit, was ja selbst der Gründer des ab- 
soluten Idealismus anerkennt, indem er offen gesteht, es sei „jede 
Philosophie ihre Zeit in Gedanken gefafst“; allein, um — was uns 
hier am nächsten liegt“ nur die Aesthetik mit der ihr entsprechen 
den geschichtlichen Bethäti ‚ungsweise des Geistes, nämlich der Kunst 
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