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stoffs gewähre; mit einem Worte: es ist die innige Versöhnung
der idealistischen und realistischen Betrachtung, wa fs
hier als das höhere Princip der philosophischen Methode aufgestellt Mi
‚wird. Hiezu ist noch eine kurze Bemerkung zu machen.
Dafs hier unter Realismus nicht die empirische Weise des Her ;
bart’schen und Schopenhauerschen Hann zu verstehen sei; m
sondern die sowohl nach ihrer geschicht chen wie substanziellen m
Seite hin vollständige Einsicht in den Stoff, hier also in die Ge- 7
schichte und die innerliche wie äufserliche Praxis des künstlerischen Din
roducirens selbst, bedarf wohl kaum noch der ausdrücklichen Er
innerung. Denn wir haben oft genug unsre Ueberzeugung dahin
ausgesprochen, dafs nur durch das innige Sich-Hineinleben in den 2
ganzen Detailreichthum des stofflichen Gebiets — und ein solche
Sich-Hineinleben führt nothwendig zur Intuivität (selbst nach alle
eflexion) — sodann aber durch die Erhebung dieses intuitiven Er-
fassens, durch die Reflexion, zum spekulativen Bewulfstsein des We-
sens eine wahrhaft konkrete Erkenntnifs, ein substanzielles Denken P
möglich sei. Aber diese Erhebung des intuitiven Erfassens zum U
spekulativen Denken ist nicht so zu verstehen, als ob das Erkennen ZU
sich einer Sphäre gegenüber zuerst eine Zeit lang intuitiv und dann, Sr
die Intuition fallen lassend, reflektirend verhalten könne; sondern N
jese beiden Thätigkeitsformen des Geistes sind in so kontinuirlicher LE
Wechselwirkung, dafs sie in jedem Moment einander ablösen und Ei
vervollständigen. Es ist dies ein Prozefs, der mit dem künstleri- EnO
schen Produciren, in welchem auch in jedem Moment ein Wechse SS
on Intuition und Reflexion stattfindet, grofse Aehnlichkeit hat, auch Ben
darin, dafs durch solche Pendelschwingung zwischen Anschauen und ä
enken, um dieses Bild zu wählen, der Geist, ihrer Schnelligkeit rüb
wegen in ein Zittern geräth, welches gleich der nervösen Erregung Ar
den ganzen innern Menschen erschüttert und aufregt: es ist dies a
jener Zustand der Begeisterung und geistigen Zeugung, welcher, al
völliger Gegensatz zu der nüchternen Sichselbstgleichheit des ge- WM
wöhnlichen Bewufstseins, schon von den Alten als eine Art Wahn Wer
sinn betrachtet wurde. In der That aber wird das blos Sinnliche end
ijese beschränkte Weise des Vorstellens, zum blofsen Wahn fü td
den so in eine höhere Welt, in die Welt des Wesens der Dinge 4
rhobenen Geist herabgesetzt. Die oft bespöttelte Zerstreutheit von ;
ichtern und Denkern findet hierin_eben so "wie die Vernachlässi- Be
gung der konventionellen Ansprüche des wirklichen Lebens seitens WB
der Künstler, ihre Gleichgültigkeit gegen die Tagesordnung des ma Ms
eriellen Daseins u. s. f. ihre Erklärung. Das gewöhnliche Bewulst