Full text: Von Fichte bis auf die Gegenwart (1. Theil, 2. Abtheilung)

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stoffs gewähre; mit einem Worte: es ist die innige Versöhnung 
der idealistischen und realistischen Betrachtung, wa fs 
hier als das höhere Princip der philosophischen Methode aufgestellt Mi 
‚wird. Hiezu ist noch eine kurze Bemerkung zu machen. 
Dafs hier unter Realismus nicht die empirische Weise des Her ; 
bart’schen und Schopenhauerschen Hann zu verstehen sei; m 
sondern die sowohl nach ihrer geschicht chen wie substanziellen m 
Seite hin vollständige Einsicht in den Stoff, hier also in die Ge- 7 
schichte und die innerliche wie äufserliche Praxis des künstlerischen Din 
roducirens selbst, bedarf wohl kaum noch der ausdrücklichen Er 
innerung. Denn wir haben oft genug unsre Ueberzeugung dahin 
ausgesprochen, dafs nur durch das innige Sich-Hineinleben in den 2 
ganzen Detailreichthum des stofflichen Gebiets — und ein solche 
Sich-Hineinleben führt nothwendig zur Intuivität (selbst nach alle 
eflexion) — sodann aber durch die Erhebung dieses intuitiven Er- 
fassens, durch die Reflexion, zum spekulativen Bewulfstsein des We- 
sens eine wahrhaft konkrete Erkenntnifs, ein substanzielles Denken P 
möglich sei. Aber diese Erhebung des intuitiven Erfassens zum U 
spekulativen Denken ist nicht so zu verstehen, als ob das Erkennen ZU 
sich einer Sphäre gegenüber zuerst eine Zeit lang intuitiv und dann, Sr 
die Intuition fallen lassend, reflektirend verhalten könne; sondern N 
jese beiden Thätigkeitsformen des Geistes sind in so kontinuirlicher LE 
Wechselwirkung, dafs sie in jedem Moment einander ablösen und Ei 
vervollständigen. Es ist dies ein Prozefs, der mit dem künstleri- EnO 
schen Produciren, in welchem auch in jedem Moment ein Wechse SS 
on Intuition und Reflexion stattfindet, grofse Aehnlichkeit hat, auch Ben 
darin, dafs durch solche Pendelschwingung zwischen Anschauen und ä 
enken, um dieses Bild zu wählen, der Geist, ihrer Schnelligkeit rüb 
wegen in ein Zittern geräth, welches gleich der nervösen Erregung Ar 
den ganzen innern Menschen erschüttert und aufregt: es ist dies a 
jener Zustand der Begeisterung und geistigen Zeugung, welcher, al 
völliger Gegensatz zu der nüchternen Sichselbstgleichheit des ge- WM 
wöhnlichen Bewufstseins, schon von den Alten als eine Art Wahn Wer 
sinn betrachtet wurde. In der That aber wird das blos Sinnliche end 
ijese beschränkte Weise des Vorstellens, zum blofsen Wahn fü td 
den so in eine höhere Welt, in die Welt des Wesens der Dinge 4 
rhobenen Geist herabgesetzt. Die oft bespöttelte Zerstreutheit von ; 
ichtern und Denkern findet hierin_eben so "wie die Vernachlässi- Be 
gung der konventionellen Ansprüche des wirklichen Lebens seitens WB 
der Künstler, ihre Gleichgültigkeit gegen die Tagesordnung des ma Ms 
eriellen Daseins u. s. f. ihre Erklärung. Das gewöhnliche Bewulst
	        
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