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Zeit nicht fremd sind“, nämlich dazu, „dafs die Aesthetik die Wis- -
„senschaft von der Idee der Schönheit sei!). Dafs eine solche
Berufung im Grunde unphilosophisch ist, braucht nicht erst bewie- en
sen zu werden; sie ist aber auch substanziell hinfällig, weil schon m
Hegel die Schönheit, wenigstens soweit sie Gegenstand der Aesthe
ist, auf die Kunstschönheit beschränkte, so dafs ihm Aesthetil hd
und Philosophie der Kunst zusammenfallen ?). Aber auch bei _
ihm ist diese Beschränkung auf die Kunstschönheit durchaus nur Die.
eine willkürliche Voraussetzung. Vischer tadelt dies und mit Recht,
indem er®) bemerkt, „die Definition der Aesthetik durch Wissen-
„Schaft oder Philosophie der Kunst, setze Voraus, . was sich erst En
„ergeben soll, dafs nämlich das Schöne wahrhaft nur in der FE
„Kunst wirklich sei“. Allein, indem er seine Aesthetik mit den
orten beginnt: „die Aesthetik ist die Wissenschaft des Schönen“, ®
so setzt doch auch er das Schöne voraus, nämlich dafs es sei; und
wenn er hinzufügt, dafs, „was es sei, erst in der Durchführung der a
. an : )
„Wissenschaft gelehrt werden könne“, so ist — um dies hier noch
einmal ausdrücklich zu wiederholen — dagegen zu bemerken. e
1. dafs hienach diese Wissenschaft und der Inhalt des Schönen da-
durch überhaupt: nur als möglich behauptet wird, dals es als exi- in
stirend vorausgesetzt wird; 2. dafs die Voraussetzung der Dr
xistenz des Schönen in Wahrheit bereits eine Voraussetzung seines, m
wenn auch noch so abstrakt gefalsten Begriffes enthält, also nicht A
blos eine formale, sondern eine substanzielle Voraussetzung ist; Am
. dafs ein Fortschritt von dem Schönen selbst als rein formalem der
Begriff zur Bestimmung seines Inhalts nur durch weitere Voraus- .
setzungen denkbar ist. — Warum soll z. B. — was doch am näch- Oder
sten liegt — Aesthetik nicht dem Wortsinne nach „Theorie der Emp ®
„findungen“ sein, wie Baumgarten, der Erfinder des Namens a
ollte? Dadurch, dafs die Aesthetik von den Empfindungen nur die- (7
jenigen für sich beansprucht, welche das Schöne zum Gegenstand U
haben, wird ja eben das Schöne — und zwar nicht blos als leerer Wr
Titel — schon als inhaltlich vorausgenommen. So ist Vischer’ a
scheinbar allgemeinere Definition, nicht minder als die Hegel’sche N
und Weifse’sche, auf eine Voraussetzung gegründet. Greift man abeı hier 3
einmal zu einer solchen Voraussetzung, die sich ihrem Inhalt nach Eıne d
angeblich erst durch das System zu rechtfertigen habe, so darf, LAbstr)
man nicht vergessen, dafs, sofern die weiteren Erörterungen, mit end
A SO
*) Vergl. Weifse Aesthetik $ 2. — ?) Hegel Vorlesungen über Aesthetik. Ein a
eitung im Anfange. — 3) Vischer’s Aesthetik. Einleitung $ 1. AUfod
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