Full text: Von Fichte bis auf die Gegenwart (1. Theil, 2. Abtheilung)

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dessen Ueberhebung die ernsteste Zurückweisung in die ihm gebührenden 
Schranken nothwendig macht. Wenn daher diese. Schönrednerei die 
Miene annimmt, als fühle sie sich berechtigt, gegen das wirkliche Den 
ken gleichsam Front zu machen, und es als „irriges“ widerlegen zu wollen 
so dürfte dies letztere wohl die Frage nach solcher Berechtigung aufzuwerfe - 
und die vorgebliche Widerlegung näher zu prüfen berechtigt sein. . 
Wenn z. B. Eckardt unternimmt, auf dem Raum von kaum zwei 
Seiten (18—19) Denker wie Schelling, Schiller, Solger, Hegel, 
Rosenkranz, Kuno Fischer, Vischer zu „widerlegen“, als ob diese| | 
alle auf falscher Fährte seien, während er selbst allein das Wesen ent- in 
deckt habe, dann hört, obgleich damit die Sache lächerlich zu werden 
beginnt, doch andrerseits, wie man zu sagen pflegt, der Spafs auf. Den 
genannten Aesthetikern nämlich macht Herr Eckardt den Vorwurf, dal 
sie ganz ungerechtfertigter Weise das „sogenannte Naturschöne (gege 
„das Kunstschöne) herabgesetzt haben“; alle diese Leute, meint er, hätte 
„eine Auffassung der Naturschönheit, womit sich das Volksbewufstein (!), 
„das richtige Urgefühl des Menschen, nie versöhnen werde.“* > 
Aber es ist auch noch ein andrer Punkt, welcher ein völliges Igno- 
riren dieser Richtung nicht zulässig erscheinen läfst, nämlich die Moti- S 
virung der vorgeblichen Berechtigung solchen phantastischen Standpunkts. Ol 
Der genannte Verf. polemisirt nämlich gegen die seiner Ansicht nach — 
falschen Betrachtungsweisen der „Wissenschaft des Schönen“, indem er en 
zunächst die Methode der Aristoteles, der Winkelmann; der 
essing, „Weil sie ihre Betrachtungen an fertige Kunstwerke an- LU 
„knüpften“, als unwissenschaftlich (!) bezeichnet, um dann die SL 
„eine entgegengesetzte Straflse einschlagenden“ spekulativen Aesthetiker, WE 
wie Hegel und Vischer, ebenfalls zu verwerfen, „weil sie von allem E 
„gegebenen Schönen, von Natur und Kunst, vollkommen absehen und iD 
„in einer von allem Lebenden weit entlegenen Höhe eine abstrakte Le 
„Idee des Schönen erzeugen (!), und vor Allem die allgemeine Frage RR, 
„lösen wollen: Was ist schön?“ — Solchem „Bauen von rein philoso ii 
„phischen Luftschlössern“ — ein Eckardt wirft einem Vischer das ; 
„Bauen von Luftschlössern“ vor! — „gegenüber müsse die Frage aufge- 8 
„stellt werden, ob denn die Idee, das blofse Gedankenbild, wirklich Br 
„das Erste, nämlich vor dem Geiste, der sie erzeugt, sei, die Idee des 0 
„Schönen vor dem Genius, der Schönes gestaltet und das Schöne denkt?“ © 
— Auf diese geradezu kindische Verwechslung zwischen dem „Vor“ al } 
zeitlicher und dem „Vor“ als begrifflicher Priorität gründet nun Herr, ; 
ckardt die Forderung, dafs man nicht von der „Idee des Schönen“, % 
ondern vom „schöpferischen Genius“ ausgehen müfse (als ob der schöpfe+ © 
ische Genius nicht selber ein Moment der Idee des Schönen sei), und “ 
endlich den Schlufs, dafs die spekulative wie die kritische Aesthetik al 
falsch und verkehrt zu verwerfen und an ihre Stelle die psychologische 
als die wahre zu setzen sei; mit andern Worten (S. 6): „Die Aesthetik ) 
„müsse gefalst werden als die Wissenschaft der Phantasie“. — — 
An diesem Punkte nun kann mit der Phantastik abgeschlossen werden. 
Denn es bedarf wohl kaum der Erinnerung daran, dafs die Phantasie, 
d. h. die Form der schöpferischen Thätigkeit des Künstlers, selbstver- % 
ständlicher Weise einen "Theil der ästhetischen Untersuchung zu bilden ' 
hat, und es stellt sich somit als Resultat der Charakteristik der Aesthe- = 
tik des Herrn Eckardt Dies heraus, dafs sie, wenn auch nicht den Tite . 
einer „ Wissenschaft der Phantasie“, doch jedenfalls den einer I 
 Bichtouie der Wissenschaft beanspruchen darf. Fa
	        
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