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SET repräsentiren. Und zwar wurde weiterhin diese Realität in der Men
A beschränktesten Weise gefafst, namentlich von den Holländern,
) welche die ganz triviale Seite des menschlichen Lebens zur ra
brachten: zechende und prügelnde Bauern und dergleichen. Die
) Jetzte Erweiterung nach der realen Seite hin ist dann die künstle-
rische Reproduction des rein Stofflichen: seidene Kleider, geschlach-
ete Schweine und Blumenbouquets. An dieser äufsersten Gern
et angelangt, hatte sich die Kunstdarstellung zuletzt in ihrer AOrteChtON
2 des enden Entidealisirung erschöpft. Vollkommen inhaltslos geworden,
th das macht sie auch technisch Banquerott, und so tritt denn jene Zeit
Siüsten der Verflachung und Barbarei ein, welche bis weit in das 18. Jahr-
War In hundert hineinreicht, die Zeit der Frivolität des Rokoko und der
üfe de Unnatur der Zopfzeit.
u Hier stehen wir also am Ausgangspunkt der ganzen Entwick-
netler, lung, und die Frage tritt uns entgegen, wie nun weiter zu kommen,
hut wie der Geist auf's Neue zu beleben, sei? Durch Auferweckung von
De den Todten? Winckelmann und Lessing glaubten es; aber.die Kunst-
ein geschichte hat gelehrt, dafs eine solche Renaissance, die nicht als
als for- Vyiedergeburt sondern als Wiedererweckung, d.h. nicht als
ende rzeugung eines neuen Lebens, sondern als Wiederholung des alten
km gefaflst wurde, einen Widerspruch enthält. Auf dem praktischen
) war Wege künstlerischer Production war es zunächst Carstens, weiter-
Stalla hin die David’sche Schule und, um die Verzweigungen dieser anti-
We kisirenden Richtung bis in die Gegenwart zu verfolgen, Genelli,
al welche sämmtlich jene Wiedererweckung lediglich durch eine strikte
had Rückkehr zum antiken Ideal erreichen zu können glaubten. Zwar
a auf sehr verschiedene Weise. Denn während besonders Carstens
6 in seiner Ursprünglichkeit eine edle, einfache Klassicität, verbunden
den mit geistvoller Originalität des Inhalts, offenbarte, verflachte sich
rise dies antikisirende Princip in der David’schen Schule bald zu einem
Pre ihohlen Pedantismus, den man geradezu als „antiken Zopf“ bezeich-
Pech] nen kann. Aber wenn Carstens und Genelli durch die originale
‚Tiefe ihres Geistes diese Klippe zu vermeiden wufsten, so beweist
sich doch der Anachronismus ihrer Richtungen theils durch die Iso-
Po lirtheit ihrer künstlerischen Stellung, theils durch den auffallenden
Pa Mangel jener idealen Heiterkeit des Schaffens, welche die hellenische
Prod Kunstentwicklung kennzeichnet. Auch fehlt ihnen jene edle Volks-
zum thümlichkeit der hellenischen Kunst, weil ihre Schöpfungen eben
Ps aus einem fremden Boden emporwuchsen. Carstens und David
{m olten also zwar wirklich den echten Geist der Antike wieder her-
m bei, indem sie in das Schattenreich der antiken Kunst hinabstiegen; -