Full text: Von Fichte bis auf die Gegenwart (1. Theil, 2. Abtheilung)

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aber ihr Thun blieb als Wiederholung nur eine Wiederholun gl 
und damit ein Irrthum: gegen das ewige Gesetz des Fortschritts Ca 
ist eben nicht aufzukommen. Der Geist ist nur lebendiger Geist Salt 
sofern er fortschreitet. La 
395. Diese antikisirende Reaction war gleichsam ein aberma- U 
liger Sprung über das Mittelalter, aber es war ein Sprung nach di 
ückwärts. — Dies ist die erste Phase der Reaction; die zweite Un 
besteht nun darin, dafs man in der Verknöcherung der modernen 3 
Antike in der David’schen Schule den Anachronismus erkannte Ss 
welcher nothwendig in solcher künstlichen Antikisirung des modernen I 
Geistes liegen mufste: so entschlofs man sich zu einem zweiten, Cd 
aber kürzeren Rücksprung, nämlich bis in’s Mittelalter hinein. un 
lerin war also gegen die vorhergehende Antikisirung sogar ein N 
scheinbarer Fortschritt enthalten; denn wie die Antike selbst zu Ti 
mittelalterlichen, d. h. die plastische Anschauung zur malerischen „8 
fortgeschritten war, so schritt jetzt auch die Reaction gegen den verdor- 
benen Zeitgeschmack von der Aufgalvanisirung des antiken zu der il 
des nicht minder erstorbenen mittelalterlichen Geistes fort. Der al 
ortschritt war deshalb immerhin nur ein scheinbarer, denn für den Inb8 
modernen Geist blieb Beides doch immer ein Zuriäckweichen au enü 
ee abgestorbene Entwicklungsepoche. 
Derjenige Künstler nun, in welchem wir beide Phasen der © 
Reaction als individuelle Entwicklungsformen seines Genius verkör- 
pert sehen und der damit als der wahrhafte und gröfste Repräsen- für 
ant dieses ganzen Reactionsprozesses sich darstellt, ist Peter von Bu 
Cornelius. Ihn müssen. wir daher etwas näher betrachten, um (Br 
an diese Betrachtung dann die der selbstständigen Neugestaltung, e 
des ästhetischen Geistes im Anfang dieser Periode anzuknüpfen. 
Cornelius Gröfse und Vielseitigkeit besteht, abgesehen von der; Ar, 
specifisch-schöpferischen Macht seines Genius, besonders darin, dafs Ten 
er die Reaction gegen die ästhetische Versunkenheit des 18. Jahr- N 
hunderts nach allen Seiten hin abspiegelt, d. h. nicht blos den 
Sprung zur Antike, sondern auch den zum Mittelalter zurück, und 
zwar nicht nacheinander, sondern gleichzeitig ausführt. Wenn er 
mit Carstens sich in den Geist der Antike versenkte und in seinen: 
grofsartigen Wandgemälden der Glyptothek den ganzen Ideenkreis 
des Alterthums in erhabenster Weise zur Erscheinung brachte, so 
hat er nicht minder sich mit dem romantischen Geist des Nibelun- 
genliedes und des Faust erfüllt und wiederum die tiefsten Ideen 
Te christlichen Dogma’s in seinen gewaltigen Kompositionen der! 
udwigskirche und des Campo santo in Berlin versinnbildlicht.
	        
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