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sich nur auf die Verfasser der andern beiden Nummern bezieht, deren
Darstellungsweise damit als unverständig und ungesittet bezeichnet wird.
Gleichwohl ist zuzugeben, dafs die Fassung ungeschickt war, sofern man
den Satz auch dahin verstehen konnte, jene Verfasser „zeigen sich, 0b-
„Schon Anhänger der Schelling’schen Naturphilosophie, doch als verstän-
„dige und gesittete Menschen‘. So erscheint die Aeufserung allerdings
direkt für Schelling beleidigend. — Wie aber stellt sich nun Schelling
dazu? Er vermuthet in dem Verfasser der Recension einen „‚herunter-
„gekommenen Schulmeister‘“ und schreibt unter dem Titel: „Benehmen
„des Obskurantismus gegen die Naturphilosophie‘* ein Pamphlet dagegen,
velches, unter gelegentlicher Hinweisung auf die bekannte Lessing’sche
nterscheidung zwischen ungesittet und unsittlich, den ersteren Ausdruck
in einer Weise rechtfertigt, welche den ästhetischen Verfasser des Bruno
in sehr zweifelhaftem Lichte erscheinen lassen mufs. Die beifsende Iiro-
nie, den schneidenden Hohn können wir hier nicht schildern, sonst müfs-
ten wir das Ganze abschreiben, aber Ausdrücke wie Stupidität —
Dummgläubiger und verfinsterter Kopf — Barbar — eingeborne Bestialitä
— Gemeinheit — literarischer Pöbel — empirische Ledernheit — Unver-
chämtheit — Niederträchtigkeit — nicht besser als todte Hunde —. ei
Volk, das bei den Griechen höchstens zu den niedrigsten Sklaven- und He-
otendienste gebraucht worden wäre — Gesindelhaftigkeit — Klatschpac
u. s. f., womit er den unglücklichen Recensenten und eigentlich alle em
pirischen Physiker regalirt, dürften genügen, um einen Maafsstab für den
ästhetischen Werth der Schrift abzugeben. Aus Allem spricht ver
letzte Eitelkeit. Schelling’s, wenn er sich wirklich selbst als den Ver-
reter der Idee wußte und nicht blos die Geltung eines solchen bean-
spruchte, war es wenig würdig, so zu antworten, wenn er überhaupt
antworten wollte. Den Reden von Leuten, die so jämmerlich sind, wie
er sie schildert, setzt man ein verachtendes Schweigen entgegen. Dafs
er dies nicht thut, ist schon bedenklich; die Art seiner Entgegnung abe
liefert den Beweis, dafs unsre_obige Charakteristik nicht ungerecht ist.
58. Zu Nro. 530 (S. 1088): Unter dem Kinjlufs Hegels stehen die
Werke von ... Carriere_..
Die Worte, mit denen sich Carriere in der Einleitung zu seiner
Aesthetik beim Leser einführt: „Was ich bei Philosophen, Kunsthistori
„kern und Dichtern gefunden habe, das ich als Baustein der Wissen-
„schaft vom Schönen ansehen konnte, das habe ich gern mit Angabe
„der Quelle am geeigneten Orte dem System der Entwicklung“ (sol
wohl heifsen: der Entwicklung des Systems) „eingefügt“ —: diese Worte
charakterisiren das Carriere’sche Buch in formaler Beziehung hinläng
lich, nämlich als ein Produkt eklektischer Reproduction. Aber wir möch-
ten dies nicht ohne Weiteres als Tadel gemeint wissen. Neben den ur-
sprünglichen (produktiven) philosophischen Forschern nehmen die repro-
duktiven Talente in der Wissenschait nicht nur eine einflufsreiche, son-
dern auch, hinsichtlich der praktischen Promulgation der Gedanken, eine
nothwendige Stellung ein. So hat Carriere mit seinem Buche, da
wesentlich auf die schöngeistig Gebildeten berechnet ist, einen ungleic
gröfseren Erfolg gehaht — wenn man diesen nach der Zahl der Lese
bemessen will — als Vischer mit seinem schwerwiegenden, Abe
schwerverständlichen Werke. Allein die Worte, welche jenen citirten
folgen. nämlich: „Aber man findet erst. was man sucht, d. h. was man