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y a „Schon selber gedacht hat, man lernt von Andern nur, was man
m „Schon weils, wofür man schon innerlich vorbereitet ist“ — ist
E dies dasselbe? —, enthalten einen zu offenbaren Sophismus, als dafs sie
| einer Widerlegung bedürften. Wenn man die hunderte von zum Theil
in geitenlangen Citaten aus allen möglichen Schriftstellern, womit Carriere
UN seine Aesthetik ausstattet, fortlassen wollte, so würden die beiden Bände
y auf einen sehr kleinen Raum zusammenschrumpfen ; abgesehen davon,
mi dafs es doch einigermaafsen wunderlich klingt, wenn er Sätze aus unsern
SZ Klassikern beispielsweise mit Wendungen wie diese anführt: „Auch
SEM ‚Goethe stimmt mit mir darin überein, wenn er bemerkt .
SO Lassen wir jedoch diese Aeufserlichkeiten auf sich beruhen, um zu
nn fragen, ob und in welchem wesentlichen Punkte Carriere über das Prin-
be MM cip seiner Vorgänger hinausgegangen; wir abstrahiren dabei sogar ganz
En von der Frage nach der Methode, welche in Carriere’s Augen, wie es
| cheint, kein nothwendiges Requisit für das Philosophiren ist. In einer
KRecension über die Geschichte der Aesthetik in Deutschland von Lotze
AM (in der Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik. 1868) formu-
ver lirt er seinen Standpunkt dahin, dafs er „der Hegel’schen Begriffslehre
A das /ndividuelle als das Erste und Wirkliche entgegenstelle“ ‚.. und!
ME EM bezeichnet ihn als den „Standpunkt des Ideal-Realismus, welcher der,
6hpAC subjektiven Freiheit des Geistes und' dem objektiven Naturmechanismu
Sa „gleichmäfsig Rechnung trägt und sich über die hergebrachten Gegen-
Hr ven „Sätze des Pantheismus und Deismus durch die Idee eines unendlichen,
a yet der Welt einwohnenden Gottes als des Willens der Liebe erhebt“. —
a ver Er beklagt sich dann darüber, dafs Lotze „es nicht für der Mühe werth
N dean „gehalten zu erwähnen, dafs dieser Standpunkt bereits auch seine Aesthe-
hau ük habe, ja zwei für eine, die seinige und Zeising’s Aesthetische
ıd, wid „Forschungen, und dafs auch Eckardt’s Vorschule zur Aesthetik auf eigne
. Dal „Weise hier eingreife“*. Wenn wir dieser mehr als bescheidenen Selbst-
ng ade gruppirung mit dem schönrednerischen Phantasten Eckardt (s. Kr. A.
MB No. 4) nichts hinzuzufügen haben, so möchte andrerseits für den Stand-
punkt Carriere’s die Zustimmung charakteristisch sein zu den am Schlufs
TE der-nächsten No. des K. A. citirten Worten Lotze’s: „In der Welt des
„Denkens und der Begriffe‘... u. s. f., die er (Carriere) als eine sehr
richtige Hemerkung bezeichnet. Ja, er rühmt sich, dafs er eine Gliede-
rn SEIEN rung (von sieben Künsten) „von dem Standpunkt aus unternommen habe,
Chiatort „dafs diese Gliederung dem Bauplan des Universums entspreche‘
Wissen- — was denn allerdings sehr im Eckardt’schen Styl ist. Ebenso ist ihm
\ngabe „aus der Seele geschrieben‘, was Lotze über die plastische und male-
A Roll rische Verwerthung von Dichterstellen als_monumentale_Verherrlichung
; Worte ihrer Urheber sagt (S. folg. Nro.)
inläng Bedenklicher fast noch als diese Zugeständnisse zu den phantasti-
; möch schen oder flachen Ansichten eines principlosen Eklekticismus, dem e
fon Of an jeder tieferen Einsicht in das substanzielle Wesen des Schönen ‚un
x red” der Kunst gebricht, ist die Ueberzeugung Carriere’s, dafs er wirklich eip
00 neues Princip entdeckt habe und dafs er auf dem Standpunkt des /deal-
Bill ‚Realismus stehe. Wenn er darunter eine Versöhnung des Idealismus mit
je, da dem Realismus versteht, so vermögen wir hiervon in seinem Standpunk4
gleich nichts zu entdecken. Wonach er Verlangen trägt, ist eine Art halb dei-
7 LO stischen halb pantheistischen Ausgleichs zwischen der objektiven und
au subjektiven Welt. Aber natürlich bleibt dieses Verlangen unbefriedigt,
So weil es innerhalb der Empfindung verharrt: so kommt es höchstens z
; na einem poetischen Ausdruck dieser Empfindung, der nicht selten das Ge-