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lungsfähigkeit. Cornelius hat grofse Gemälde ausgeführt, in der | ;
asa Bartholdy zu Rom, in der Glyptothek und in der Ludwigs- KM
kirche: aber abgesehen davon, dafs er sie in einer der Wandmalerei U
überhaupt angemessenen, koloritlosen Manier behandelte, darf man ZN
darüber auch nicht in Zweifel sein, dafs die eigentliche Wirkung
derselben viel mehr in der Komposition — diesen Ausdruck sowohl La
im ideellen wie im formalen Sinn genommen. als in der male- De
rischen Behandlung liegt. Ja, man dürfte kaum zu weit gehen die
wenn man behauptet, dafs die Cartons, nach denen er diese Ge- DB
mälde ausführte, den idealistischen Inhalt derselben und die heroi BB
sche Form ihrer Kompositionen reiner und adäquater zum Ausdruck (B
bringen als die Gemälde selbst. Dieser Mangel — wenn man es Eu
o nennen darf -— ist in der ganzen Richtung, in der ganzen Art w
und Weise des Anschauens begründet. Cornelius war einmal kein
grofser Maler; wäre er es gewesen, hätte er es sein können, so ®
würde damit seiner eigenthümlichen Gröfse, die in der Komposition,
und zwar in einer ganz bestimmten Weise des Komponirens, in dem ad
heroischen Stylgepräge und dem monumentalen Charakter seine Pd
künstlerischen Gestaltens beruht, der Boden unter den Fülsen ge-
schwunden sein. ren
396. Hier angelangt, drängt sich uns die Frage auf, ob diese U
Wendung in’s Abstrakte, oder nenne man es Erhebung in’s Spiri-
ualistische, überhaupt Ziel derKunst sei; insbesondere ob es Aufgabe %
der Malerei sei, sich von der Farbe zu Gunsten der reinen, geistig
edeutsamen Form zu emancipiren? Wir können nicht umgehen, ars
diese Frage zu beantworten, weil sie wesentlich mit der Entwicklung, Same
des ästhetischen Geistes zusammenhängt. Wir gehen dabei von dem rn
durch die Philosophie der Kunst zu bestätigenden Grundsatz aus für
dafs die technischen Mittel, überhaupt die künstlerische Darstellungs- SEIn7
weise sich zum Inhalt der Darstellung in einem ganz bestimmten kun
erhältnifs befinden müssen, wenn nicht beide — Inhalt und hat 8
Form — mit einander in Widerspruch gerathen sollen. Für gewissen Ken
abstrakteren Ideenkreisen entnommene Motive erscheint nur die 18t 17
plastische Gestaltung, für andere, realistischere, die malerische Dar- x
stellung geeignet. Es giebt in der bildenden Kunst eine lange a
Stufenleiter von Motiven, welche, wenn man von dem gänzlich natura- ern
listischen Gebiet des Stilllebens, der Blumen- und Frucht- Kensd
Stücke, durch das Thierstück hinaufsteigt zur Landschaft und SON
‚weiter zum Gente und zur realen Historie und nun noch höhe och
bis in das abstrakte Gebiet des symbolisirenden Idealismus — end
n othwendig auch eine entsprechende Stufenleiter der technischen