edeu- Zwölftes Kapitel
auch 5 S x .
Teile Die künstlerische Suggestion
vorn- A" Kunst, besonders aber die Dichtkunst, beruht
„Les auf einer Suggestion, zunächst der Stimmung, dann
diner der Vorstellungen und Bilder, dort, wo diese die Stim-
teren mung tragen. Der Künstler nimmt beim Schaffen eine
das Auswahl seiner Erinnerungsbilder wie der Ausdrucks-
Wir- mittel vor. Diese Methode der Auswahl ist nicht auf
Ss er- das künstlerische Schaffen allein beschränkt. Auch bei
vr ein der historischen Darstellung wie bei fast jeder Mittei-
nicht lung wird eine Auswahl getroffen. Eigentümlich für die
a. Kunst ist nur, daß die Auswahl, die bei der Historie
a der oder bei der Mitteilung auf einen bestimmten Tat-
issen bestand, also auf einem gewissen Kreis von Eindrücken,
1äßig beschränkt ist, in der Kunst eine unbegrenzte aus der
mit ganzen Fülle des Lebens und nur durch die Rücksicht
ı das auf die Form und die Stimmungswirkung bestimmt
wird. Aus der Fülle der Eindrücke muß der Künstler
die richtigen auswählen und zum Ausdruck bringen.
Die entscheidenden Kriterien bleiben immer die
gleichen.
Daraus ergibt sich zugleich, daß ihr Wesen Verkür-
zung ist. Genau wie einige wenige Linien oder Farben
ein Haus, eine Landschaft darstellen, die in Wirklichkeit
aus unendlichen Elementen, Erde, Steinen, Bäumen,
Gräsern, Blättern besteht, die selbst wieder aus unend-
lichen Elementen zusammengesetzt sind, so verhält es
sich mit der Darstellung in Worten. Wenn der Dichter
einen Tag, eine Stunde aus dem Leben eines Menschen
105