Dreizehntes Kapitel net;
Lyrik, Erzählung und Drama die
E: ist eine Frage der Begabung und der Einstellung sind
eines Dichters, welche Form er für seinen Aus- E
druck findet oder wählt. In der geschichtlichen Ent- die
stehung der Dichtkunst dürften die Ilyrische und die beic
erzählende Dichtung den Anfang gebildet haben. Der lyris
Mensch gibt in gesteigerter Stimmung seinen Gefühlen ver
gesteigerten Ausdruck, und er sucht Beobachtetes oder den]
Vernommenes andern wirksam mitzuteilen. Sobald er die
soweit ist, daß ihm nicht mehr die Befreiung im Aus- Rhy
druck, nicht mehr die Mitteilung selbst, sondern die F
Form dieses Ausdrucks, die Form der Mitteilung lich
das wesentliche Ziel wird, und er mit dem, was wie
er mitteilen will, um der Form willen frei zu schal- oft
ten beginnt, ist die Kunst da. In primitiven Zeiten For
und Völkern, die sich von den Vorgängen ihres ter
Daseins noch wenig Rechenschaft geben, muß das stal
keineswegs völlig bewußt geschehen. Primitive wie 8pr.
Kinder glauben noch mitzuteilen, während sie bereits atıf
dichten, glauben noch Natur nachzuahmen, während sie Sch
bereits künstlerische Formen schaffen. Die Religion, für
soweit sie nicht Moral, sondern Mythos und Legende ist, die
war halbbewußter künstlerischer Ausdruck unbekann- Gle
ter Dichter früherer Zeiten”). möt
Diese zwiefache Wurzel des künstlerischen Ausdrucks sie
hat Nietzsche in seiner Schrift von der Geburt der näh
Tragödie als das Apollinische und das Dionysische, als sie
die Elemente des Traumes und des Rausches bezeich- füh
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