Full text: Das aesthetische Problem

Der Satz Zweites Kapitel 
MO Natur und Kunst 
braucht 
abrauch- | hat man Natur und Kunst in ein falsches 
auf alle Verhältnis gesetzt und die Kunst ihrem Wesen 
Tanz ist nach für Naturnachahmung erklärt. Die Kunst ver- 
‚äßigkeit hält sich zur Natur, wie das Hemd zur Leinwand. Das 
Aufgabe Hemd ist keine Nachahmung der Leinwand, sondern 
‚mäßigen eine Bearbeitung der Leinwand. 
ten Ast- Die Natur bietet sich dem Künstler in der Form von 
ten Tier- Erlebnissen, zu denen die einfachsten Sinneseindrücke 
und zum wie die zusammengesetztesten Vorgänge gehören: Land- 
weit’ zu- schaft und Menschen, Bücher, die er liest, was er hört 
und sieht, was ihm erzählt wird, was er selbst beobachtet 
„Aür;den und erfährt, was in seinem Innern vorgeht, seine 
m. Gebiet Träume, Gedanken und Hoffnungen, kurz die ganze 
zur Er- Fülle und Folge von Eindrücken, aus denen das Leben 
‚gebieten; sich zusammensetzt und die sich im Gedächtnis be- 
jas: Wort wahren lassen. Einen andern Weg, die Natur, das 
harfaum: heißt die Wirklichkeit aufzunehmen, gibt es nicht und 
om Trich kann es nicht geben. 
Diese Eindrücke oder Erlebnisse bearbeitet er zu 
einem künstlerischen Ausdruck. Sie, und nur sie, sind 
der Stoff zu seinem Werk. In ihrer Gesamtheit, das 
heißt soweit sie das Gedächtnis bewahrt hat, bieten sie 
sich ihm dar, wenn er künstlerisch schafft. 
Es ist daher irreführend und falsch, wenn man sagt: 
die Geschichte Heinrichs VIII. oder die Sage von Hamlet 
boten Shakespeare den Stoff zu seinen gleichnamigen 
Dramen. Die Geschichte Heinrichs VIII. oder die Sage 
2 Federn, Das ästhetische Problem 
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