Full text: Das aesthetische Problem

Wirklichkeit: eine neue Atmosphäre mit ganz neuen Be- kehri 
dingungen und Möglichkeiten, eine „Ebene“ ist betreten, schli« 
die von der des Lebens, wenn sie sie mitunter vortäuscht, lichk 
dennoch völlig verschieden ist. Das Werk des Dichters hang 
ist, wenn er es wirklich ist, ein neuer schöpferischer des ] 
Akt und als solcher ein Mysterium. gerin 
Nicht anders, wenn auch sein Gebiet, da es auf un- zu fi 
mittelbare Sinnenwirkung angewiesen ist, ein beschränk- küns 
teres ist, als das des Dichters, geht es dem bildenden deuti 
Künstler, und auf seinem Gebiet dem Musiker, und Ei 
jedem Künstler. Die der Natur, dem Leben, entnomme- grün 
nen Eindrücke und Erinnerungsbilder, welcher Art sie darst 
sein mögen, werden neu und selbständig, nach eigenen, Mens 
intuitiv erfühlten Gesetzen, komponiert, verändert, ent- Vorg 
wickelt und gestaltet. Män: 
Auch daraus geht hervor, wie wenig Stoff und Er- Tuge 
lebnis — die ein und dasselbe sind — mit der künstle- liche 
rischen Form zu tun haben. Der eine erlebt einen Reic| 
Krieg, eine leidenschaftliche Liebe, ein Leben mit allen El 
aufregenden Ereignissen und vermag nichts davon zum küns 
Ausdruck zu bringen: der Dichter sieht eine winklige Daß 
Gasse, ein Haus, das ihm unheimlich erscheint, die kung 
abendliche Beleuchtung einer Wiese, und entwickelt aus versi 
der Stimmung, die diese verhältnismäßig einfachen Ein- Men: 
drücke in ihm erzeugten, Figuren und Schicksale, die und 
ein Leben füllen. Es 
Eben darum, weil das persönliche Erleben und „Deı 
künstlerisches Erleben so sehr verschieden sind, weil nich! 
beide sich auf verschiedenen „Ebenen“ vollziehen, und imm 
nur sehr entfernt zusammenhängen, ist es meist ver- küns 
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