Full text: Das aesthetische Problem

sich ein, und was er niederschreibt, scheint sich immer es n 
wieder von jener ersten Herrlichkeit, die er empfand, zu sein 
entfernen. Der Dichter hat aber keinen andern Weg, dara 
seine Vorstellungen zu vermitteln, als Worte. Die sug- reka 
gestivsten, die stimmungsvollsten und zugleich rhyth- kon’ 
misch wohlklingendsten Worte und Wortverbindungen also 
zu finden, ist seine Aufgabe. Was Kleist an jener Stelle Pers 
beklagt, ist, daß diese Vermittlung der Worte unver- Spr: 
meidlich ist und zuletzt doch keine Gewähr dafür gibt, wie 
daß seine eigenen Bilder, Gedanken und Empfindungen Bilc 
in der Phantasie des Lesers oder Hörers fehllos wieder näh 
erzeugt werden. Kleist befindet sich hier vermutlich in Z 
einer gewissen Selbsttäuschung, denn jene ersten Bilder, abe 
Gedanken und Empfindungen, jene wogende, noch halb blo! 
formlose Masse, die ihn vielleicht beim Auftauchen in auc 
herrlichste Stimmung versetzte, war noch lange nicht das Poc 
Kunstwerk! Erst wenn das Werk nach dem Willen des sel 
Künstlers seine endgültige Form in Worten erhalten hat, 1 
liegt es — gelungen oder mißlungen — vor. Aber auch im1 
angesichts seines vollendeten Werks kann der Dichter Fri 
sich noch mit Recht fragen, ob seine Leser beim Sehen Wc 
oder Hören das gleiche sehen und fühlen würden wie er. Eir 
Es ist schon lange erkannt worden, wenn auch die ter 
meisten Menschen sich nicht darüber klar sind und im W; 
täglichen Leben beständig die Verwechslung begehen, he 
daß das Kunstwerk nicht in den äußeren Zeichen, die 
Dichtung nicht in den im Buch gesammelten Buchstaben, ire 
den geschriebenen und gedruckten Wortzeichen, das Bild de 
nicht in den materiellen, auf die Leinwand gesetzten W% 
Farben, die Komposition nicht in den Noten besteht, die pl 
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