Vorliebe der Leser für ein Lebensgebiet, oder etwa weil der
die Polizei die Darstellung gewisser Gebiete, oder rich- wel
tiger, die Veröffentlichung nicht gestattet, wichtig sein. au
Nur hat all dies gar nichts mit dem künstlerischen Wert Po
eines Werks, oder mit künstlerischer, ästhetischer Be- An
trachtung und Beurteilung überhaupt zu tun. im
Dennoch verfallen wir dieser Täuschung, daß es einen und
von der Form gesonderten Inhalt oder Stoff gibt, ins- Kr
besondere vor manchen Werken der bildenden Kunst die
sowie der erzählenden und dramatischen Dichtung
immer ‘wieder, weil diese Kunstwerke die Bilder be- in
stimmter Gegenstände oder Vorgänge in unserer Phan- Mi
tasie entstehen lassen; wir versetzen diese Gegenstände
und Vorgänge in die Ebene der Wirklichkeit zurück und ste
trennen sie damit von dem Kunstwerk, völlig vergessend, Di
daß die Modelle und die Anregungen des Künstlers in als
der Wirklichkeit ganz anders und zumeist im Chaos der tas
Erscheinungen gestaltlos eingebettet waren; daß sie der
Flüssigkeit gleichen, die, aus dem Flusse geschöpft, die ar!
Form des Gefäßes annimmt, und sobald sie dem Gefäß, int
das ihr eine Form gab, entläuft, wieder gestaltlos im zu
Fluß verschwimmt. So lagen die Vorgänge, aus denen ei
Gerhart Hauptmann die „Weber“ gestaltete, zweifellos ku
von der Form, die er ihnen gab, völlig verschieden, zu- Sic
fällig und unabgegrenzt da und dort in Zeit und Raum „FE
verteilt. Wenn wir vor einem Gemälde Botticellis stehen, W
das eine Madonna zwischen Engeln darstellt, so gibt es un
diese Madonna und diese Engel nirgends als auf dem eh
Gemälde oder vielmehr in der Phantasie des Malers und st
des Beschauers; die Frauen, Mädchen oder Knaben, die ju
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