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entwickeln. In ganz kurzer Zeit fängt das Bild an zu
erscheinen; erscheint es gleichmässig und kräftig, so ist
es unnöthig, eine Silberlösung zur Gallussäure zu mi-
schen. Nach 5— 10 Minuten wird die Platte abge-
waschen und mit einer neuen Lösung, zu welcher man
einige Tropfen einer essigsalpetersauren Silberlösung
hinzufügt, wieder bedeckt. Wenn die Entwickelungs-
Flüssigkeit schwarz werden sollte, so ist zuviel Silber-
lösung vorhanden, und die Platte muss auf der ganzen
Oberfläche mit Watte gerieben werden, damit der
Niederschlag nicht auf derselben hängen bleibt. Es ist
indess im Allgemeinen am besten, die Platte abzuwa-
schen und eine neue Lösung anzuwenden, da in diesem
Falle die überschüssige Silberlösung auf die Gallussäure
reagirt und deshalb die Entwickelung eines Bildes be-
einträchtigt. Wenn das Bild in allen seinen Theilen
entwickelt, in der That etwas zu viel hervorgerufen ist,
wascht man die Platte mit destillirtem Wasser oder
Regenwasser vollkommen ab, und reibt alle Theile der-
selben mit Watte so lange, bis letztere ganz weiss bleibt.
Ist die Exposition eine richtige gewesen, so müssen alle
Theile des Bildes, die entfernten, wie die naheliegenden,
sowie auch die Wirkung der verschiedensten Farben
darauf ausgedrückt sein. Kommen die grellsten Lichter,
nämlich der Himmel und die Fernsicht bei einer Land-
schaft, sehr schwarz zum Vorschein, und die Gegen-
stände im Schatten und im Vordergrund undeutlich, so
ist die Zeit der Ausstellung eine zu kurze gewesen.
Hat das Bild im Gegentheil ein zu monotones Ansehen
mit wenig oder gar keinen Contrasten, so dauerte die
Exposition zu lange. Mit geringer Uebung wird es
dem Dilettanten bald gelingen, nach den Eigenschaften
des zu photographirenden Gegenstandes und der Beleuch-