Full text: Erfahrungen auf dem Gebiete der practischen Photographie

bei der Benutzung der grössten Brennweite das beste 
Bild entstand. Diese in ihren practischen Resultaten, 
von unserer früheren Ansicht abweichenden und die- 
selbe berichtigenden Versuche überraschten uns nicht 
wenig, und wir konnten das Factum nur einem Mangel 
in der Construction der Objective zuschreiben. 
Obige Bemerkungen sollen jedoch nicht zu der Mei- 
nung Veranlassung geben, dass ein Portrait, bei welchem 
etwa eine vorgestreckte Hand im Verhältniss zu dem 
Gesichte übermässig gross erscheint, als ein mangel- 
haftes zu betrachtet sei; es darf vielmehr, wenn beide, 
Gesicht und Haud, gleichmässig scharf sind, als genau 
und richtig angenommen werden; das scheinbar Unrichtige 
hat seinen Grund in der natürlichen Einwirkung der 
Perspective. Kurz, der Mangel, welchen wir an Objee- 
tiven von grossem Durchmesser fanden, war der, dass 
mit ihnen ein gleichmässig scharfes Bild von Gegenstän- 
den, welche sich in einer Entfernung von 6 bis 12 Zoll 
hintereinander befanden, nicht zu erzielen war. 
Unverkennbar verlangen wir von optischen Gläsern 
die Darstellung eines grösseren Feldes, als wir solches 
mit unseren eigenen Angen zu gleicher Zeit richtig 
wahrzunehmen im Stande sind. So können wir z. B. 
von Gegenständen, welche uns nahe liegen, nur ein paar 
Quadrat-Zoll Oberfläche auf einmal deutlich sehen; wir 
müssen also auch bei einem Bilde, bei einer Photo- 
graphie das Auge von einem Punkte zum andern bewegen, 
um über den Gesammteindruck urtheilen zu können. 
Eine Camera obscura mit ihrem Objectiv ist so zu sagen 
ein sehr grosses Auge, d. h. das Linsensystem hat einen 
viel grösseren Durchmesser und eine grössere Brennweite 
als unsere Augen und kann folglich von einer grösse- 
ren Fläche ein schärferes Bild auf einmal geben. Das
	        
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