11
aus der Beleuchtung, welche man auf den aufzunehmen-
den Gegenstand wirken lässt. Wir haben Personen
sitzen sehen, welche einen Lichtreflex von allen Seiten
empfingen, so dass die von dem einen Schirm hervor-
gebrachte Wirkung durch die eines anderen vollständig
vernichtet wurde. Ein solches Portrait tritt nicht her-
vor, erscheint leblos und ist gewöhnlich ohne alle Aehn-
lichkeit. Es ist eine bei Weitem schwerere Aufgabe,
als man glauben sollte, das Licht auf den Sitzenden so
einfallen zu lassen, dass die besten Wirkungen damit
erzielt werden. Dilettanten in der Photographie, welche
von der Malerei wenig oder nichts verstehen, werden
wohl thun, bei Anordnung ihres Glashauses oder Ateliers
die Hülfe eines Malers in Anspruch zu nehmen. Die
Hauptregel dabei ist, dass das meiste Licht von der
einen oder andern Seite in einem Winkel von 45° herab-
falle, so dass es zuerst die Stirn bis zu den Augen-
braunen trifft, die eine Hälfte des Gesichts beleuchtet
und die andere so dunkel.wie möglich lässt, ohne dass
jedoch dabei irgend eine Gesichtsfalte oder ein Gesichts-
zug undeutlich hervortrete. Kin einfacher Hintergrund
muss so schattirt sein, dass das Hell und Dunkel der
beiden gegenüberstehenden Seiten allmählig in einander
übergehen. (Solche Schirme für den Hintergrund kön-
nen bequem in Oelfarbe angelegt werden.) Der hellste
Theil des Hintergrundes soll im Contraste zu dem tief-
sten Schatten im Gesichte des Sitzenden stehen. Mehrere
solcher Schirme, theils ganz einfache, theils etwa solche,
welche eine einfache Säule mit einer faltenreichen,
schweren Draperie darstellen, und andere, in einem ge-
fälligen, leichten Style gehaltene müssen in dem Besitze
eines jeden Photographen sein, weil selbst Hintergrund
und Zubehör zu einem Portrait bald im Einklange, bald