Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (1. Band)

hältniss zum Miethertrag. Der Grund der Wohnungsnoth liegt 
also in der Hauptsache in dem unnatürlichen Zudrange der Be- 
völkerung nach bestimmten Orten. Die Ausgleichung muss auch 
in diesem Punkte der freien Privat- und Vereinsthätigkeit über- 
lassen bleiben. Da, wo es an Wohnungen fehlt, ist die Preis- 
steigerung der Häuser und Miethen das wirksamste Mittel, um 
den übermässigen Zufluss abzuhalten oder um die Bauspeculation 
anzuspornen, die Anzahl der Wohnungen mit der steigenden 
Bevölkerung in das rechte Gleichgewicht zu setzen. Das Häuser-. 
bauen ist daher mit Recht ein Verkehrsgeschäft und auch ein 
Gegenstand des Actienbetriebes geworden. — Man hat jedoch 
immer noch viel zu wenig kleinere Häuser für die mittlern und 
untern Klassen gebaut und fängt erst in neuerer Zeit an, durch 
Bauspeculation und Baugesellschaften diesem gemeinnützigen 
Zwecke gerechter zu werden. 
Die Schweiz bietet auch in der Wohnungsfrage die bunteste 
Musterkarte von Versuchen und Systemen. Obwohl auf diesem 
Gebiete noch viel zu thun übrig bleibt, so wird doch jeder Leser 
aus den unten mitgetheilten Fällen ersehen, dass man sich red- 
lich bemüht, dem Wohnungsmangel der mittleren und unteren 
Klassen abzuhelfen, und dass man schon reiche Früchte geerntet 
hat. Dies ist um so mehr anzuerkennen, weil die Schweiz in 
Folge der weitgehenden Theilung des Grundbesitzes, in Folge 
der Decentralisation des Staats-, Gemeinde- und Industriebens, 
und. endlich auch in Folge der gleichmässigen Vertheilung der 
Naturschönheiten bei weitem noch keine so beängstigende Woh- 
nungsnoth kennt wie andere industriereiche Länder Europa’s. — 
Keine Wohnungsnoth würde z. B. nach einer uns zugegangenen 
rosigen Schilderung im Kanton Obwalden aufkommen können. 
Denn jede bürgerliche Haushaltung in Obwalden erhält, wie 
uns Herr Lochmann aus Sachseln schreibt, von der Gemeinde 
genügend Pflanzland, in Sarnen z. B. 1000 Quadratklafter, in 
Sachseln 1400 Quadratklafter. »Dieses Allmendland lässt eine 
brennende Arbeiterfrage nicht leicht aufkommen. Für die Wenig- 
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