Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (1. Band)

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Speisen, Für Fleisch und Brod schlossen wir Verträge für das ganze 
Jahr zu annehmbaren Bedingungen. Während wir mit dem Metzger alle 
Ursache haben, mit der Fleischlieferung wohl zufrieden zu sein, und zwar 
um so mehr, als er fast täglich einen Gehülfen zum Verschneiden des 
Fleisches abtrat, so sahen wir uns nach einem Monate genöthigt, den 
Vertrag mit dem Bäcker zu künden, weil uns das Brod nicht befriedigte. 
Nach diesem Wechsel sind wir gut bedient. Der Consum von Brod, ausser 
Einschneidbrod für Suppe, ist so minim, dass wir dem Küchenwart den 
Verkauf überliessen mit der Verpflichtung, keinen Profit daran zu machen, 
sondern einfach nach der höhern oder geringern Taxe kleinere oder grössere 
Stücke zu verabreichen. Mit Fleisch hielten wir es so, dass wir in der 
einen Woche nur vier Mal Rindfleisch, ein Mal Rindsbraten und ein Mal 
Voressen, in der anderen Woche dieselben Gerichte, nur statt Voressen 
gedörrtes Schweinefleisch kochen liessen. 
Kartoffeln gaben wir, wie bereits bemerkt, täglich; in den anderen 
Gemüsesorten trafen wir grosse Abwechslung, wie sie die Jahreszeit gerade 
mit sich brachte; einzig sahen wir uns in der letzten Zeit bei der Ver- 
theurung des Fleisches veranlasst, den Ausfall dadurch zu decken, dass 
wir zwei Tage in der Woche nur Ein Gemüse austheilten. Dass wir täg- 
lich Kartoffeln gaben, ist eine Ursache des verminderten Brodconsums. 
Mit der Beschaffung grüner Gemüse sind wir sehr wohl daran; indem 
Jedermann, der nicht rasch verkaufen kann, sich gerne an uns wendet, als 
„Retter in der Noth“, und so kaufen wir in der Regel wohlfeil, denn die 
Verkäufer treten ihre Victualien wirklich uns gegenüber gerne billig ab, 
weil sie erklären, wir müssen eben auch billig sein. Teigwaaren, Erbsen 
u. s. w. bezogen wir direct, Butter liessen wir selbst einsieden, Sauerkraut 
machten wir selbst ein, und überzeugten uns je länger je mehr von den 
grossen Vortheilen des Einkaufes grösserer Quantitäten in allen Artikeln. 
Die Besucher theilen sich in drei Gruppen. Die eine besteht aus Be- 
wohnern Winterthurs, welche das Mittagessen nach Hause holen lassen 
und im Durchschnitt. einen starken Viertheil des ganzen Consums, nament- 
lich ziemlich Fleischportionen beziehen; wir sind darüber sehr froh, weil 
dadurch für die Andern eine gute, vortreffliche Suppe gemacht werden 
kann, und weil gerade diese Theilnehmer uns glücklich weggeholfen haben 
über die schwierige, warme Jahreszeit, also wirksam halfen, dass wir im 
Stande waren, alle Speisen stets frisch zu verabfolgen. Doch darf beige- 
fügt werden, dass diese Bezüger die am wenigsten zuverlässigsten sind 
und in der Frequenz stark varliren. 
Die zweite Gruppe besteht aus Leuten vom Lande und Reisenden 
aus aller Herren Länder. Die erstern kommen gerne zu uns, weil sie etwas 
Kräftiges geniessen, nicht gar viel zahlen müssen, und doch nach ihrer 
Sprachweise „für ihr Geld noch estimirt“ sind; die andern weil sie gern 
billig ihren Hunger stillen und noch für ihr Nachtlager etwas erübrigen 
können. — Friedlich stehen im untern Zimmer (nicht im Speisesaal) die
	        
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