sind in weiten Umkreisen eine gesuchte Versorgung, namentlich
von Seiten der Armenpflegen im engern und weitern Sinne, für
elternlose und arme, körperlich und geistig schwächliche, ver-
wilderte, schlecht aufgehobene Kinder. Der Fabrikbesitzer hat
damit zugleich das schwere Problem gelöst, eine Anzahl von
halb blödsinnigen, taubstummen Kindern, welche sonst versimpelt
und verkommen wären, durch Arbeit, durch liebevolle Pflege
eines Hausvaters und einer Hausmutter und durch den Umgang
mit vollsinnigen Mitarbeiterinnen zu retten und zur Erwerbung
ihres Brodes tüchtig zu machen. Die zweite Anstalt Tagel-
schwangen ist ausdrücklich mit dieser Nebenabsicht gegründet,
unter ca. 80 aufzunehmenden Mädchen auch 20 halbblödsinnige
mit unterzubringen. Referent hat selbst im September 1872 in
Wangen und Tagelschwangen solche halbblödsinnige Geschöpfe,
die sonst nur den Gemeinden zur Last fallen würden, mit dem
Abspulen der Seide beschäftigt gesehen, und sich überzeugt,
mit welcher Sorgfalt und Liebe eine Anzahl früher verwahrloster
Personen dort behandelt und durch nützliche Fabrikarbeit aus
der Verkommenheit emporgehoben werden. Wir haben damals
beobachtet, dass die vollsinnigen Kinder sich der schwachsinnigen
Genossinnen beim Spielen im Freien und sonst wacker anzu-
nehmen pflegten und ihnen treulich mit forthalfen.
„ Herr Caspar Appenzeller bemerkt in der uns freundlich
mitgetheilten Beschreibung seiner Anstalt, dass er den Haupt-
grund des Gedeihens derselben darin erblicke, dass er »die ge-
eigneten treuen Hauseltern, von deren. Walten Alles abhange,
gefunden habe.« Er erklärt ferner: »dass in finanzieller Be-
ziehung die Anstalten in normalen Zeiten sich selbst zu erhalten
vermögen« und fügt hinzu: »Das ist in meinen Augen ein
grosser Vorzug, welchen dergleichen Anstalten gegenüber solchen
von der öffentlichen Mildthätigkeit abhängenden haben, dass sie
ohne Opfer den gleichen Zweck erreichen können.« Von weiterem
allgemeinen Interesse sind noch folgende Mittheilungen des
erwähnten Berichts:
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