Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (1. Band)

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N europäischen Ländern. Nur in wenigen Gegenden wird Z. B. 
der Weingenuss in allen Volksschichten so verbreitet sein, wie 
arm am Zürcher See, wo jeder Arbeiter, jeder Dienstbote solchen 
beansprucht und in seinem Verpflegungsetat vorfindet. In man- 
chen Fabriken, insbesonders in Färbereien, Druckereien, Seifen- 
I fabriken ete., ferner auf Bauplätzen, müssen dem Arbeiter ausser 
te, dem Lohn noch 2—3 Schoppen Wein täglich verabreicht werden. 
Ein Inhaber der Seidenfärberei Schwarzenbach & Weidmann 
bei Thalweil theilte uns mit, dass sie den Arbeitern angeboten 
hätten, einem Jeden anstatt des Weines einen Franken Lohn 
täglich mehr zahlen zu wollen, dass diese Offerte jedoch abgelehnt 
worden sei. Herr Seifenfabrikant Steinfels in Zürich berichtet: 
> Alle meine Arbeiter erhalten täglich Wein, und zwar im Sommer 
(vom 1. Mai bis Ende October) 3 und im Winter 2 Schoppen 
AS. altes Mass.« 
Die von uns mitgetheilten häuslichen Budgets aus verschie- 
denen Kantonen, welche ganz unabhängig von einander entstanden 
Ad sind und auf wirklichen Erfahrungen und eigenen Rechnungen 
beruhen, geben jedenfalls weit genauere Anhaltspunkte als die 
gewöhnlichen Schätzungen und oberflächlichen Preisdurchschnitts- 
Er berechnungen. 
Die Budgets geben jedem Beobachter socialer Zustände viel 
1 zu denken und zeigen u. A. auch, dass für den Stand der Lehrer 
nn und unteren Beamten gegenwärtig die sociale Frage mindestens 
zen ebenso brennend ist, wie für die Fabrikarbeiter und kleinen 
ck Handwerker, welche sich an vielen Orten wohl in weit günstigerer 
> Lage befinden mögen, als die auf ganz niedrigen festen Gehalt 
nn angewiesenen Schullehrer und niederen Beamten. Die Gefahr 
ich für das öffentliche Leben ist offenbar sehr gross, wenn die be- 
of rufenen Vertreter der Erziehung und öffentlichen Ordnung durch 
ie grelle Missverhältnisse ihrer äussern Lage in das Lager der 
zu Unzufriedenen getrieben werden, welche an der Zerstörung der 
da socialen Grundfesten ein Interesse haben. »Es wäre offenbar 
En viel passender -- schreibt uns ein Fabrikant — statt sich mit
	        
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