Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (1. Band)

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Turnvereinen, um die Lokale und Geräthschaften derselben für 
nur billige Miethe zu benutzen. Namentlich thun dies die Sek- 
tionen des Grütlivereins. Im Jahre 1860 konstatirte die offizielle 
Statistik die Existenz von 60 Turngesellschaften, welche 3124 
Mitglieder umfassten, Zahlen, die heute augenscheinlich hinter der 
Wirklichkeit zurückbleiben. Die Mehrzahl dieser Gesellschaften 
ist zu einem schweizerischen Verbande vereinigt, der seine jähr- 
lichen Feste hat, an denen, wie bei kantonalen Festen derselben 
Art, den Stärksten und Geschicktesten Preise zuertheilt werden... 
Bei dieser Gelegenheit halten die kantonalen und kommunalen 
Behörden wie auch Privatmänner darauf, die Bestrebungen -der 
Turner zu ermuthigen. Uebrigens beschränken sich diese Vereine 
nicht allein auf das Turnen, sondern pflegen oft auch noch die 
Fecht-, Schwimm- und Ringkunst. Der Ringkunst insbesondere 
sind viele Alpen- und Jurabewohner sehr ergeben. 
Das Naturgefühl, welches so sehr bei den Schweizern ent- 
wickelt ist, veranlasst sie zu Exkursionen und Bergbesteigungen, 
welche eine wichtige sanitarische Uebung sind. Jeder Besucher 
der Schweiz kann zuweilen ganzen Zügen schweizerischer Hand- 
werker oder Arbeiter auf schönen Höhepunkten begegnen und 
Referent selbst traf an schönen Sonntagsmorgen auf dem Uetli 
glückliche Gruppen von jungen Arbeitern, welche den Arbeits- 
staub der Woche abgeschüttelt hatten und im Anblick des Sonnen- 
aufgangs freudig versunken waren. Die Schweizer werden schon 
in ihren Schulen an diese Exkursionen gewöhnt und fahren damit 
fort in dem Grade, als es ihre Lage ihnen erlaubt. Ausserdem 
sind sie oft zum weiten Gehen genöthigt, wenn die Fabrik von 
ihren Wohnungen entfernt ist. 
Im Bericht einer Seidenbandfabrik für die seiner Zeit (1868) 
von Hın. Frey-Herosde angestellte Enquete wird ausdrücklich 
gesagt, dass diejenigen Arbeiter die gesundesten seien, welche 
am weitesten von der Fabrik wohnen. 
« Endlich, sagt Moynier, sind es die militärischen Einrich- 
tungen, welche wesentlich zur physischen Entwicklung des Körpers
	        
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