Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (1. Band)

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In der Ebene betrifft die einzige für uns hier wichtige That- 
sache die Frauen: die Anstrengung‘ derselben wird in sehr vielen 
Fällen zu weit getrieben, gleichzeitig werden sie zu früh zur 
Arbeit gebraucht. Diese Gewohnheit hat namentlich in den 
Kantonen Wurzeln‘ gefasst, in denen die männliche Arbeiter- 
beyölkerung für eine gewisse Zeit auszuwandern pflegt... Dann 
fällt die Anstrengung der Bodenkultur auf die Frauen zurück, 
die so zu schweren Arbeiten, zum Lastentragen, zum Dreschen, 
zum Fällen und zur Abfuhr des Holzes verurtheilt sind. >» — 
Zwischen der Landwirthschaft und der Industrie .steht die 
Hausindustrie. Die sich ihr Widmenden besitzen meistens oder 
wenigstens in sehr vielen Fällen ein eigenes Grundstück, was in 
ökonomischer Hinsicht besondere Vortheile mit sich bringt, da 
der Hausindustrielle bei Eintritt von Absatzkrisen nicht unmittel- 
bar der Obdachlosigkeit und dem Mangel an Nahrungsmitteln 
ausgesetzt ist, sondern im eigenen Hause wohnend und zum Theil 
auch mit eigenen Feldfrüchten versehen, bessere Zeiten abwarten 
kann. Ueberhaupt wird ein Grundbesitzer seine Arbeit zu bessern 
Bedingungen verkaufen können, als ein Arbeiter; der auf den 
Lohn jedes Tages angewiesen ist und nicht warten kann, bis ihm 
günstigere Bedingungen gewährt werden. Aeussert schon dieser 
Umstand wohlthätigen Einfluss auf das physische Gedeihen der 
Hausindustriellen, so haben doch die anerkanntermassen gewöhn- 
lich guten sanitarischen Verhältnisse jener Arbeiter hauptsächlich 
darin ihren Grund, dass die Beschäftigung derselben reich an 
Abwechselung ist. Bei schönem Wetter bearbeitet der Uhren- 
arbeiter im Kanton Neuenburg sein Stück Pflanzland, während 
er im Winter, d. i. in der Zeit, wo der Acker von Schnee bedeckt 
ist, reichlichen Lohn für feine, kunstvolle Beschäftigung erhält. 
So erhalten sich stets seine Kräfte frisch und die Vielseitigkeit 
in seinen Arbeiten bewahrt ihn vor körperlicher Verkümmerung 
oder geistiger Monotonie. Auch ist zu beachten, dass in der 
Hausindustrie die Kinder im eigenen Hause beschäftigt werden. 
Dadurch geniessen sie während längerer Zeit als dies bei den in
	        
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