Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (2. Band)

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Zu einer kurzen Charakterisirung der Uhrenindustrie.in den 
Hauptgebieten derselben übergehend, bemerken wir, dass Genf 
in der Fabrication der feinen Uhren, d.h. der pieces compliqu6es, 
der montres soignees und montres de luxe eine durchaus hervor- 
ragende Stellung einnimmt. Die Phantasie und das mechanische 
Geschick der Genfer Uhrenmacher schuf Uhren von den denkbar 
verschiedensten Formen. Man sieht viereckige, dreieckige, ovale 
Taschenuhren, andere, die die Form eines Kreuzes, eines Herzens, 
eines Kleeblattes etc. haben. Zuweilen hat das Werk dieser Uhren 
einen Durchmesser von nur 5 und eine Höhe von nur 1 Linie, 
und oft brauchen sie nur einmal in 8 oder 14 Tagen aufgezogen 
zu werden. Diese Kunstwerke (man nennt sie montres micro- 
scopiques) gingen aus der « petite montre de femmes» hervor, 
welche am Anfang dieses Jahrhunderts in der durch die Con- 
tinentalsperre und die Kriege des ersten Kaiserreichs entstandenen 
Krisis geschaffen wurde und wesentlich dazu beitrug, der Genfer 
Fabrication von Neuem den Markt im Auslande zu eröffnen. 
Noch heute beschäftigt die Verfertigung der Damenuhren einen 
grossen Theil der Genfer Uhrenarbeiter. 
Den vorzüglichen Genfer-Fabricaten wird durch die billigern 
und weniger guten Sorten, welche im Kanton Neuenburg 
gefertigt werden, empfindliche Concurrenz gemacht. Die Fabri- 
cation der Montres courantes hat in diesem Kanton ihren vor- 
züglichen Sitz. Diese Uhren sind es, welche zu Hunderttausenden 
ins Ausland gesandt werden und den Ruf vieler schweizerischen 
Firmen bis in die entferntesten Welttheile verbreiteten. Erstaun- 
lich ist der billige Preis, für welchen diese Uhren geliefert werden. 
Herr Rosskopf in Chauxdefonds fabricirt zum Beispiel die soge- 
nannten Arbeiteruhren, die an der Pariser Weltausstellung mit 
einer broncenen Medaille ausgezeichnet wurden und nur 18—25 Fr. 
kosteten. Herr Rosskopf schreibt uns, dass er jährlich 6—7000 
solcher Uhren verfertigt, die mit Ausnahme von Kanada nach 
allen Theilen Nord- und Südamerikas, ferner auch nach Ostindien, 
nach China, nach dem Cap der guten Hoffnung und in Europa 
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