Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (2. Band)

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Lande gebracht hat? — Unter welchem Titel könnte ihnen die Regierung 
Arbeit bieten? Und welche Arbeit? Schreinerei? Maurerei? Uhrenmacherei ? 
Zu welchen Bedingungen? Beim Tag oder beim Stück? Und zu welchem 
Preise? Denkt man, dass der Staat theurer bezahle als die Privaten? Und 
übrigens, welchen Lohn der Staat gäbe, er würde immer aus unserer Tasche 
bezahlen an Leute, welche die Wohlfahrt des Landes gebrochen haben, welche 
uns selbst hindern, unsere Geschäfte auf gedeihliche Weise fortzuführen. 
Gleichwohl bedecken riesenhafte Anschlagzeddel in Rosapapier seit heute 
Morgen die Mauern, worin über die scheussliche (horrible) Lage geklagt wird, 
in der sich die Arbeiter befinden; man vergisst zu sagen, welches die ver- 
steckte Gewalt ist, die diese scheussliche Lage geschaffen hat. Ich dagegen 
sehe noch etwas Abscheulicheres darin, dass die Internationale den Bund 
der Arbeiter gegen die Capitalisten geschaffen und dadurch das Capital 
gezwungen hat, Misstrauen zu fassen und sich zu vertheidigen. Mit andern 
Worten, man ist im Zuge, den socialen Krieg zu organisiren. 
Die Besprechungen, die unter der Vermittlung der HH. Revilliod, Am- 
beray und Euchosal zwischen Meistern und Arbeitern stattgefunden haben, 
sind resultatlos geblieben. Sie sind gescheitert, einmal, weil die Internationale, 
die nicht geladen war, als Richter und Partei sich einmischen wollte; dann, 
weil die Arbeiter bezüglich des Lohnes unannehmbare Ansprüche gemacht 
haben. Schon wird die Handarbeit in Genf theurer bezahlt als irgend anders- 
wo, und doch möchte.man gern den Lohn noch erhöhen. Dr. Baumgartner 
selbst gibt zu, dass es unmöglich ist, und ich glaube, dass die Meister trotz 
ihres guten Willens sich am Ende der möglichen Concessionen befinden; 
es ist besser für sie, die Arbeit aufzugeben als mit Schaden zu arbeiten 
und unter der beständigen Drohung zu stehen, dass ihnen neue Bedingungen, 
selbst ohne sie anzufragen, auferlegt würden. 
(Genf. Correspondenz vom 30. Juni.) Die Volksversammlung 
von gestern Abend, ziemlich zahlreich, (2000 Personen ungefähr, aber viele 
Neugierige), war vollkommen ruhig und würdig, Sie wurde von Hrn. Girod, 
Director einer cooperativen Spezereihandlung, präsidirt und hatte zum Gegen- 
stand die Kinreichung einer Petition an den Grossen Rath und den Staats- 
rath mit dem Verlangen, für die feiernden Arbeiter Arbeit zu schaffen. Drei 
Reden wurden gehalten: die eine vom Advocaten Amberay, welcher sich 
viel mit der Versöhnung der Meister und Arbeiter beschäftigte und gewünscht 
hätte, dass letztere sich bis Ende des Jahres an die 1868 und 1869 fest- 
gesetzten Bedingungen gehalten hätten, aber dieser Vorschlag wurde ver- 
worfen; die zweite von Grosselin, einem Arbeiter von grossem Talent, 
der viel Geld verdienen könnte, wenn er arbeitete, der sich aber in einem 
Masse der Sache der Internationalen hingibt, dass er kaum Zeit hat, viel 
für eigene Rechnung zu arbeiten; er hat den obligaten Ausfall gegen das 
Genfer Journal gemacht und sich besonders über den Cynismus dieses Blattes 
beklagt, welches « über Alles schweigt, was wir thun.» (Es ist wahr, dass 
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