denn ein irgendwie rtentables Unternehmen in Friedens-
zeiten würde der Tunnel niemals sein können. An allen
diesen unüberwindlichen Schwierigkeiten wird die Aus-
führung des Planes wahrscheinlich scheitern, auch wenn
er in den letzten Jahren wieder oft in Frankreich von
sich reden gemacht hat.
8. Verkehrsadern im Wettbewerb
Als der Seeweg nach Ostindien 1498 entdeckt worden
war, begann das eigentliche Zeitalter der Seeweg-Hege-
monie. Binnen wenigen Jahrzehnten gelang es, alle für
den damaligen Fernhandel wesentlichen Länder mit
Hilfe von Schiffen zu erreichen. Auf die Portugiesen,
die den neuen Seeweg erkundet hatten, folgten verhält-
nismäßig rasch die Spanier, die Engländer, Franzosen,
Holländer, während die oberitalienischen Handelsstädte,
die noch im 14. Jahrhundert die führenden Seefahrer
gestellt hatten, durch die Verödung der alten Levante-
Wege und die türkische Festsetzung in sämtlichen dort
einst von den Christen benutzten Häfen nahezu gänz-
lich von der Bildfläche verdrängt wurden. Schiffe ge-
langten nach Vorder- und Hinterindien, zu den Sunda-
inseln, den Gewürzinseln (Molukken), nach Siam,
China, Japan — kurzum zu allen Ländern, deren
Schätze seit Jahrhunderten die Phantasie beflügelt und
die Sehnsucht geweckt hatten. Der Weg ums Kap der
Guten Hoffnung, der als einziger dem Verkehr dorthin
freistand, nachdem die auf die Magalhäesstraße gesetz-
ten Hoffnungen sich nicht erfüllt hatten, wurde die
große Hauptstraße des Weltverkehrs für mehrere Jahr-
hunderte.
Eine Folge dieses gewaltigen Aufschwungs der Welt-
Seeschiffahrt war die Verkümmerung der großen Über-
landwege bis ins ı9. Jahrhundert hinein. Die alten
innerasiatischen Handelsstraßen blieben verlassen; aber
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