Schienenstrang durch die Ebene von Adana, ein weite-
tes Bruchstück jenseits des Amanus-Gebirges bis. zum
Euphrat und eine etwas über 100 Kilometer lange Bahn-
linie von Bagdad nordwärts nach Samarra fertig. T'totz
fieberhafter Arbeit an der Bahn — selbst im Kriege —
gelang doch nur eine geringfügige weitere Förderung
des betriebsfertigen Baues zum Zwecke von Kriegs-
handlungen. Als die Türkei zusammenbrach und Eng-
land sich zum Herrn von Mesopotamien machte, war
das Urteil über die Bahn gesprochen: sie war ein Torso
und ist es geblieben. England hat kein Interesse an
ihrer Vollendung. Der eigentliche Schnellverkehr be-
darf der Bahn nicht mehr. Diese sollte die Märchen-
stadt Bagdad näher an Europa heranrücken, die noch
nach 1900 von der syrischen Küste erst nach einer vier-
zigtägigen Karawanenreise erreicht wurde. Aber heute
werden Reisende und Post vom Flugzeug über Athen,
Kairo und Haifa in wenigen Stunden vom Mittelmeer
nach Bagdad gebracht; die Türkei, die einst aus poli-
tischen Gründen die Bagdadbahn verwirklichen wollte,
ist jetzt in Bagdad und in ganz Mesopotamien aus-
geschaltet, und das wirtschaftliche Hauptziel, das
Deutschland einst mit dem Bau der Bahn verfolgte,
die Herbeischaffung der reichen Erdölschätze des nörd-
lichen Mesopotamiens nach Europa, ist durch die am
23. Januar 1935 erfolgte Betriebsübergabe der großen
Ölleitung (pipe-line) von Mesopotamien nach den
Häfen Haifa und Tripoli (Syrien) auf einfachere Weise
erreicht worden. Die Bagdadbahn ist heute entbehr-
lich; der Bahnbau ist daher nicht weiter gefördert wor-
den, das Projekt begraben.
Ganz ähnlich liegen die Dinge bei einem anderen
Bahnplan, der rund zwei Jahrzehnte die Menschheit
auf das stärkste beschäftigte; der berühmten Kap—
Kairo-Bahn, die der »üdafrikanische Napoleon«, Cecil
Rhodes, als einen kühnen Traum ersonnen und lange
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