Wir werden schwerlich schon am äußersten Ziel
dieser Entwicklung angelangt sein. Die Tatsache, daß
in einigen Millionenstädten auch die Untergrundbahnen
schon wieder in mehreren Stockwerken übereinander
liegen, zeigt, daß hier eine Entwicklung begonnen hat,
die sich in jedem beliebigen Ausmaß weitergestalten
läßt. Das riesige Anwachsen zumal des Automobil-
verkehrs dürfte des weiteren in Zukunft allmählich dazu
nötigen, den Fußgängerverkehr immer mehr von den
Straßen der Städte loszulösen und ihn entweder unter-
irdisch — an Verkehrsknotenpunkten — oder auch auf
erhöhten Galerien längs den sehr verkehrsstarken
Straßen sich abwickeln zu lassen.
Daß andererseits das Bestreben besteht, den Fernver-
kehr immer mehr um die Städte herumzuleiten, ist von
der Anlage der neuen Autobahnen her bekannt. Bei
den Eisenbahnen ist dieser Grundsatz natürlich nicht
durchzuführen. Bei den Automobilen aber setzt sich
immer stärker die Tendenz durch, den städtischen und
den Fern-Verkehr so umfassend, wie es nur jeweilig
möglich ist, voneinander zu trennen.
Doch auch unabhängig hiervon ist der moderne Ver-
kehr ein strenger Lehrmeistet geworden, der unerbitt-
lich mit alten winkligen und engen Straßen aufräumt
und den Städten breite, gerade, luftige Durchgangs-
wege beschert. Das Automobil ist einer der größten
Städtebauer und Städteerneuerer geworden; dies dürfte
sich in Zukunft immer wieder in den Städten erweisen.
Aufgaben, wie sie im Paris des ı9. Jahrhunderts ein
Baron Haußmann, in Hamburg ein Mönckeberg gelöst
haben, als sie breite Verkehrsadern durch das Gewirr
der Gassen legten, werden nach und nach allen gro-
ßen Städten gestellt werden. Was sich zur Zeit in Ber-
lin abspielt, wo im Interesse des Verkehrs gewaltige
»Achsen« durch die gesamte Stadt geschaffen werden,
dürfte auf die Dauer allen bedeutenden Städten bevor-
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