stehen, die ihr Städtebild in einer Zeit gestaltet haben,
als man von den Anforderungen des modernen Ver-
kehrs noch wenig wußte. Sie alle werden es am eignen
Körper verspüren: »Das Alte stürzt, es ändert sich die
Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen !«
12. Vom Kabel zur drahtlosen Telegrafie
Heute können wir mit Hilfe der drahtlosen Telegrafie
frei nach allen Richtungen durch den Äther Nachrich-
ten senden und sind dabei an keine »Wege des Verkehrs«
mehr gebunden. Bei der an Telegrafenleitungen und
Kabeldrähte gebundenen älteren Telegrafie, die im üb-
rigen bekanntlich durch die drahtlose Telegrafie kei-
neswegs entthront worden ist, lagen die Dinge anders.
Hier mußte man neue Wege des Verkehrs erst schaffen.
Auf kurze Entfernungen brauchte man dabei in Kultur-
ländern einfach den vorhandenen Straßen oder Eisen-
bahnen zu folgen; sobald es sich aber um die Anlage
großer Telegrafenlinien auf weite Strecken handelte,
mußte auf das sorgsamste erwogen werden, welchen
Weg man am zweckmäßigsten wählte.
Eine der wichtigsten großen Transkontinentallinien
war z. B. diejenige nach Indien. Was es den Brü-
dern Siemens für jahrelange Mühe bereitete, hier eine
Überlandlinie zu schaffen, die allen Ansprüchen ge-
nügte, ist heute schwer zu ermessen. Nach vielen ver-
geblichen Arbeiten und nur mangelhaften Teilerfolgen
kam endlich 1869 die sogenannte »Indo-Linie« zustande,
ein Überlandtelegraf, der von London über Emden,
Berlin, Thorn, Warschau, Odessa zur Krim und dann
über Kertsch, Poti, Tiflis, Teheran, Buschir, Ka-
ratschi nach Indien verlief. In kulturferneren Gebieten
machten: Wüsten, Urwälder, Tierangriffe die oberirdi-
schen Telegrafenlinien zu äußerst schwierigen und emp-
findlichen Gebilden. Dennoch kann man z. B. sagen,
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