_ D DIE EROBERUNG DER POLARWELT
A FÜR DEN VERKEHR
+ Angesichts derartiger Leistungen kann es kaum noch
Verwunderung erregen, daß der menschliche Geist, ge-
stützt auf die Errungenschaften modernster Technik,
sich jetzt auch an die Aufgabe wagt, die bisher völlig
2 verlassen daliegenden arktischen Gebiete dem Verkehr
* zu erschließen. Und zwar geschieht dies gleich auf
) zwiefachem Wege: sowohl der Schiffahrt wie dem
> Flugzeug soll die Arktis ihre Geheimnisse öffnen.
- Viele Jahrzehnte, sogar Jahrhunderte war Archan-
* gelsk der einzige Seehafen der Welt von mehr als lokaler
i Bedeutung, der in den Randmeeren des Eismeers zu
* finden war. Manche kleineren Häfen, wie Vardö, Kola,
Mesen, Pustosersk u. a., spielten für den gesamteuropä-
ischen Verkehr keine Rolle. Da Archangelsk alljährlich
durch Vereisung des Flaschenhalses, der das Weiße
Meer mit dem Eismeer verbindet, etwa sechs Monate
lang für die Schiffahrt nicht benutzbar ist, begannen im
Weltkriege die Russen die große Kolabucht der Mur-
man-Halbinsel als Seehafen auszubauen, die infolge
der wärmenden Wirkung des Golfstromes selbst im
härtesten Winter nur geringe Eisbildung aufweist und
somit das ganze Jahr hindurch von Schiffen benutzt
werden kann. Es entstand allmählich der heutige See-
hafen Murmansk, nahe Kola, der gegenwärtig wich-
tiger als Archangelsk geworden ist und der durch die
sogenannte Murmanbahn mit dem übrigen europäischen
Bahnnetz zusammenhängt. Murmansk ist zudem auch
ein wichtiger neuer Kriegshafen der Russen geworden.
Die Erkenntnis, daß das Eismeer selbst noch östlich
vom Nordkap kaum je von Eisstörungen auf ansehn-
liche Strecken betroffen wird, ließ auch Finnland, als
es 1918 frei geworden war, nach einem eigenen Hafen
am Eismeer streben. Im Frieden von Dorpat 1920
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