worden wäre, Welthäfen wie Port Said, Suez, Aden ?
Was wäre ohne die Sibirische Bahn eine hochwichtige
Stadt wie Charbin, die noch vor vierzig Jahren ein
elendes mandschurisches Dörfchen war? Was wären
ohne die Dampftrajektverbindungen über die Ostsee
Orte wie Gjedser und Trelleborg ?
Zum Schluß sei wenigstens kurz hingewiesen auf
ein hochwichtiges Kapitel, das den Zusammenhang
zwischen Verkehrsförderung und dem politischen Ge-
schehen umfaßt. Es ist dies eines der interessantesten
und wichtigsten Kapitel der jungen geopolitischen Wis-
senschaft.
Schaffung wichtiger Verkehrsstraßen hat gelegent-
lich tiefgreifende politische Folgen ausgelöst. An un-
zähligen Beispielen läßt sich dieser enge Zusammen-
hang zwischen hoher Politik und Verkehrsstraßen er-
läutern. Nur einiges kann an dieser Stelle hierzu ge-
sagt werden.
Der alte Wilhelm Raabe hat einmal das geistreiche
Wort gesprochen: »Das Deutsche Reich ist mit der
ersten Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth ge-
gründet worden.« Dieser Ausspruch berührt sich merk-
würdig genau mit einem anderen, den ein halbes Jahr-
hundert früher Goethe zu Eckermann tat (23. Oktober
1828): »Mir ist nicht bange, daß Deutschland nicht eins
werde; unsre guten Chausseen und künftigen Eisen-
bahnen werden schon das Ihrige tun«. Beide Ansichten
gingen eben von der richtigen geopolitischen Erkennt-
nis aus, daß im Zeitalter der Eisenbahnen, im Zeitalter
eines modernen Schnellverkehrs, die alte deutsche
Kleinstaaterei ganz von selbst aufhören mußte, weil sie
einfach mit den Anforderungen der neuen Schnellver-
kehrsmittel unter gar keinen Umständen auf einen Nen-
ner zu bringen war. Es ist ja ebensowenig ein Zufall,
daß die Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn und
die Schaffung des deutschen Zollvereins zeitlich fast
TS
JO