den Sund für die fremde Schiffahrt zu sperren, und
die Hansestädte lehnten sich gegen diese für sie uner-
trägliche Vergewaltigung auf. Ein drittes Beispiel von
ganz ähnlichem Charakter ist die im gesamten 19. Jahr-
hundert währende Bemühung Englands, den Russen
die Durchfahrt durch die »Meerengen« Bosporus und
Dardanellen zu verweigern, obwohl diese Wasser-
wege gar nicht englisches, sondern türkisches Hoheits-
gebiet waren und noch sind. Erst in der wesentlich
geänderten politischen Lage unserer Tage hat sich
England bereit erklärt (22. Juni 1937), die Meerengen-
sperre für russische Schiffe fallen zu lassen, wenngleich
auch jetzt noch für russische Kriegsschiffe einschrän-
kende Bestimmungen bestehen.
Diese wenigen Beispiele, die sich vervielfachen ließen,
werden hinreichend zeigen, welche überaus engen Bezie-
hungen zwischen Verkehr und Außenpolitik bestehen.
Überall greift der Verkehr und greifen die von ihm
benutzten Verkehrswege machtvoll in die Geschicke
des Menschengeschlechts ein. Wir haben es hier mit
einem der reizvollsten Kapitel der Kulturgeschichte zu
tun, und es war wohl angebracht, in einer Sonderstudie
diese Zusammenhänge einmal deutlich zur Schau zu
stellen. Immer gewaltiger wird die Bedeutung des Ver-
kehrs in unseren Tagen, und es ist nicht abzusehen,
wo und wie diese stürmische Fortentwicklung noch
enden soll. Um so mehr aber ist es angebracht, sich
Rechenschaft über die damit zusammenhängenden Fra-
gen zu geben, denn mehr und mehr erlangt das Wort
Berechtigung, das einem der größten und genialsten
Bahnbrecher des Verkehrs, Heinrich v. Stephan, am
7. Januar 1891 zum sechzigsten Geburtstag durch
Kaiser Wilhelm II. gewidmet wurde:
»Die Welt steht unter dem Zeichen des Verkehrs.«
Ende