Voraussicht nach der Bedarf an schönen, wertvollen
Pelzwaren gewesen ist. Obwohl selbst ein Alexander
v. Humboldt erklärte, Herodots Meldung könne wohl
nur auf den Altai bezogen werden, hielt man diese Aus-
legung lange für zu phantastisch, bis nun die genann-
ten Bodenfunde bestätigt haben, daß »das metallreichste
Gebirge der Alten Welt« in der Tat schon mehrere hun-
dert Jahre v. Chr. hellenische und skythische Händler
gelegentlich tief nach Sibirien hinein gelockt haben
muß. Zum Überfluß wurden dazu 1925 etwa hundert
Kilometer nördlich von Urga in der Mongolei in einem
Hügel Noin Ula erstaunlichste Funde gemacht: gut-
erhaltene Textilwaren, Stickereien mit eingewebten sky-
thischen Reiterfiguren aus vorchristlicher Zeit, die nur
aus der pontischen Welt stammen konnten und somit
den Beweis bildeten, daß manche hellenisch-skythische
Handelswaren jenes Zeitalters sogar schon bis in die
ferne Mongolei wanderten. Da im gleichen Hügel
auch schwerseidene, pelzverbrämte chinesische Gewän-
der aufgefunden wurden, war hiermit der Beweis ge-
liefert, daß etwa in der Zeit zwischen 200 und ı v. Chr.
von der Mongolei der Austausch hochwertiger Waren
sowohl mit dem Schwarzmeer-Gebiet als auch mit dem
China der Han-Kaiser gepflegt wurde.
Eben dieser Handelsweg vom Pontus über die Wolga
und den Ural nach Sibirien, von dem Herodot berich-
tet, galt nun aber wohl sicher nicht nur der Herbei-
schaffung von Gold, sondern auch von Pelzwaren. Hat
doch ziemlich die gleiche Verkehrsstraße auch während
des größten Teiles des Mittelalters den aus den moham-
medanischen Ländern Vorderasiens kommenden, un-
gemein tätigen und unternehmungslustigen arabischen
Handelsleuten in erster Linie zur Herbeischaffung hoch-
wertiger Pelze, von Zobeln, Hermelinen, Bibern, auch
Eisbären usw., gedient.
Diese Händler kamen entweder vom Schwarzen
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