Verkehrswege, auf denen China und Japan die nordi-
schen Pelze bezogen, sind nicht sicher zu erkennen.
Man vermutet aber wohl nicht mit Unrecht, daß der
uralte und ungemein wichtige Karawanenweg, der noch
heute nordwestlich von Peking über den Nankou-Paß
und durch die Wüste Gobi zur mongolischen Haupt-
stadt Urga und über sie hinweg ins mittlere Sibirien
führt, die Hauptzufuhrstraße für das kostbare nor-
dische Pelzwerk nach China gewesen ist. Jedenfalls ist
es auffallend, daß Marco Polo, der große venezianische
Reisende des 13. Jahrhunderts, während seines etwa
siebzehnjährigen Aufenthaltes in /China schon recht
gute Kunde über Eisbären- und schwarze Fuchsfelle
einziehen konnte, die es nur in den unmittelbaren Rand-
bezirken des Eismeeres zu erwerben gab.
Die Pelze des Nordens haben ihre handelbelebende
und verkehrsfördernde Kraft auch während der gesam-
ten Neuzeit und bis auf unsere Tage bewahrt. Im
16. Jahrhundert schildert der Österreicher Sigismund
von Herberstein, der lange in Moskau geweilt hatte,
genau die Gewohnheiten der Pelzhändler und die von
ihnen benutzten Wege. Er erwähnt u.a., daß die
Händler vom Weißen Meer her, das gerade damals
wieder stark erhöhte Bedeutung für den europäischen
Handel gewann, über die Dwina und zahlreiche andere,
genau mit Namen bezeichnete Flüsse im Sommer bis
zur Petschora und zum Ural vordrangen, um den dor-
tigen primitiven Eingeborenen ihre im Winter erbeu-
teten Felle abzukaufen. Es scheint übrigens so, als
seien sogar bereits die alten Normannen gelegentlich
— sei es auf See, sei es über Flüsse — des Pelzhandels
wegen bis ins Petschora-Gebiet gelangt, das in altnordi-
schen Quellen vereinzelt als »Hinter-Bjatmaland« er-
wähnt sein dürfte.
Kaum jemals haben sich schriftliche Aufzeichnungen
über die erstaunlichen Reiseleistungen der Pelzhändler
20