lang vom Verkehr nahezu verlassen; denn wer wollte
die mühevolle und zeitraubende Überwindung der Paß-
höhen noch vornehmen, wenn er in wenigen Minuten
für billiges Geld auf dem Schienenwege das Gebirgs-
massiv hinter sich bringen konnte? Nur zu touristi-
schen Zwecken wurden die Paßhöhen noch aufgesucht,
die sonst in Dornröschenschlaf versunken waren. Aus
diesem sind sie aber im zo. Jahrhundert durch den
Automobilverkehr zu neuem, starkem Leben erwacht.
Heute spielt sich auf allen wichtigen Alpenpässen wie-
der jahraus, jahrein ein sehr lebhafter Verkehr ab. Nur
einzelne, ehedem als Paßübergänge benutzte Straßen
sind aus besonderen Gründen verödet, so der am Mat-
terhorn vorbeiführende besonders hohe Theodulpaß,
der bis vor einigen Jahrhunderten im Sommer gut gang-
bar wat, heute aber weitgehend vergletschert ist, oder
der Lötschenpaß zwischen dem Kander- und dem
Rhonetal, für den gar kein Bedarf mehr besteht, seitdem
1913 die Lötschbergbahn eröffnet wurde, die in Ver-
bindung mit der Simplonbahn dem Kanton Bern und
der schweizerischen Bundeshauptstadt heute den besten
Zugang nach Oberitalien eröffnet.
Ganz ähnlich mannigfach und wechselvoll, wie es
soeben für die Alpen genauer dargelegt worden ist,
hat sich natürlich die Verkehrsgeschichte der meisten
anderen großen Kettengebirge der Erde gestaltet,
Einige von ihnen sind bis in die neuere Zeit hinein eine
fast völlig unbezwingliche Verkehrsscheide geblieben,
so z. B. die südamerikanischen Anden, die erst im
20. Jahrhundert dem Verkehrsleben erschlossen wur-
den, während zuvor nur ein denkbar bescheidener
Lokalverkehr an wenigen Stellen vorhanden war. Auch
heute noch sind sie für den modernen Verkehr eine
starke Verkehrsscheide. Allerdings hat in den letzten
anderthalb Jahrzehnten das Flugzeug die Anden be-
zwungen.
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