z0. Die Flüsse als Verkehrsverbindung
Die Natur hat von sich aus dem Menschen zwei
Arten von Verkehrswegen geboten: scharf ausgeprägte
Pässe im Gebirge und Flußläufe. Man darf die Binnen-
wasserwege in einigen Teilen des Erdballs wohl als die
ältesten Verkehrsstraßen größeren Umfangs bezeich-
nen, die es gibt. Sobald der Mensch sich die Fähigkeit
erworben hatte, gut schwimmendes Holz in eine Form
zu bringen, die es ihm gestattete, darin bequem längere
Zeit zu sitzen oder zu stehen, bewegte er sich in der
Regel mit besonderer Vorliebe auf dem Wasser vor-
wärts, zumal nachdem er die Kunst des Ruderns ge-
lernt hatte, die er sich überall ziemlich rasch aneignete.
Auf dem Wasser war er meist gesicherter vor den An-
griffen wilder Tiere und feindlicher Menschen als auf
dem Lande; auf dem Wasser hatte er in der Regel besse-
ren Überblick über die Umgebung als in Wäldern oder
zwischen Bergen, dazu hatte er die Möglichkeit, sich
stets in beliebigem Maße mit Trinkwasser versorgen
zu können. Ein Fluß, der ein paar Male befahren war,
erwies sich zudem stets als untrüglicher Wegweiser,
und es bestand nie ein Zweifel darüber, ob man sich
auf dem richtigen Wege zu einem bestimmten Ziel be-
fand oder nicht. So ist es wohl zu verstehen, daß
allenthalben in der Kulturgeschichte des Verkehrs die
Flüsse und Flußtäler eine ungewöhnlich große Bedeu-
tung gehabt haben.
Es ist bezeichnend, daß diese überragende Wichtig-
keit der Flüsse in allen Landschaften etwa die gleiche
gewesen ist. In großen Ebenen, in Bergtälern, in dich-
ten Wäldern und erst recht natürlich in Wüsten, die
von einem Strom durchflossen werden — überall be-
nutzte der Mensch zur Befriedigung seines Verkehrs-
bedürfnisses das fließende Gewässer in möglichst
großem Umfang. In Wüstengebieten, durch die ein
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