Strom sich ergoß, war dieser aus naheliegenden Grün-
den der Träger jeden Lebens und jeder Besiedlungs-
möglichkeit überhaupt; Nil, Euphrat und Tigris,
der Indus, der Tarim, sie sind die lehrreichsten Bei-
spiele dieser Art, die es überhaupt gibt. In dichten
Wäldern hingegen, insbesondere in den Urwäldern der
Tropen, erwiesen sich die Flüsse als die überhaupt ein-
zig möglichen Verkehrsstraßen, da die üppige Vege-
tation allenthalben sonst ein Vorwärtskommen nahezu
ganz vereitelte oder zumindest ungemein stark ver-
langsamte. In derartigen Gegenden pflegen daher
selbst große und sehr gefährliche Stromschnellen nicht
als unüberwindliches Hindernis betrachtet zu werden;
die Bewohner eignen sich die Technik an, durch sie
hindurch zu fahren, mögen auch gewaltige Opfer an
Menschen und Fahrzeugen dabei unvermeidlich sein.
Sonst sind natürlich stärkere Stromschnellen nach
Möglichkeit vom Verkehr umgangen worden. Die
Schiffer gehen oberhalb bzw. unterhalb der gefährlichen
Strecke mit ihren Fahrzeugen und Waren ans Land
und ziehen oder schleppen diese um die Stromschnellen
herum, bis sie am anderen Ende sich wieder gefahrlos
dem Wasser anvertrauen können. Größere Ortschaften,
wie Schaffhausen und Laufenburg am Oberrhein, Rü-
desheim am Mittelrhein, sind in Anlehnung an solche
Stromhindernisse, die umgangen werden mußten, ent-
standen.
Einzelne Ströme, deren Richtung den Bedürfnissen
des Fernhandelsverkehrs gut entgegenkam, sind be-
sonders frühzeitig, oft und ausgiebig als Verkehrs-
straßen benutzt worden. Unter den europäischen Flüs-
sen nehmen in dieser Hinsicht den obersten Rang ein
der Rhein und die Elbe mit der Saale als uralte Träger
des Bernsteinhandels (vgl. S. 20 ff.), weiter die Rhone
nach Gründung von Marseille in gleicher Eigenschaft
und dazu in Kombination mit der Loire und Seine als
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