Full text: Wege des Verkehrs

der Nordsee verkehrten die Hanseschiffe, die dem 
Rhein zustrebten, bei ruhiger Witterung natürlich auf 
offener See, wo sie den besten Wind vorfanden. Sobald 
aber das Meer unruhig wurde, blieben sie gern im Wat- 
tenmeer und nutzten den Schutz der vorgelagerten 
Friesischen Inseln aus. Sie pflegten dann weiter im 
Schutze der holländischen Inseln in die Zuiderzee ein- 
zulaufen und über die Issel oder die Vecht ins Rhein- 
land, ja unter Umständen sogar nach Flandern zu fah- 
ren. Auf diese Weise konnte man etwa von Bremen 
bis nach Köln gelangen, ohne mit dem Schiff nennens- 
wert aufs offene Meer zu kommen. 
Ähnlich war es auf der Ostsee. Um das Jahr 1000 
und später blieben die norwegischen und dänischen 
Schiffe, die der Ostsee zustrebten, stets gern nahe dem 
Festland. Statt durch den Öresund, der erst nach dem 
Aufkommen des Kompasses Bedeutung erlangte, fuh- 
ten sie meist durch den Belt, wozu freilich auch die an- 
lockende Wirkung der Schlei-Häfen ansehnlich bei- 
trug, und die Weiterfahrt nach Osten wurde offenbar 
recht häufig, wenngleich nicht immer, durch den Strela- 
sund gewählt. Die Umfahrung der hafenlosen, mit 
zwei gefährlichen Kaps ausgestatteten, dazu von räube- 
rischen Wenden bewohnten Insel Rügen wurde daher 
tunlich gemieden. Statt dessen war der sichere, mit 
mancherlei Zufluchthäfen ausgestattete Strelasund die 
normale Verkehrsstraße. Die in ihm liegende Insel 
Dänholm und die Dänische Wiek vor Greifswald er- 
innern ja noch im Namen daran, welche Wichtigkeit 
diese Wasserstraße gerade für die Dänen dereinst hatte. 
Ganz ähnlich wurde an der schwedischen Küste der 
Kalmarsund zwischen der Insel Öland und dem Fest- 
land als Fahrweg gegenüber der Reise östlich von 
Öland über das offene Meer bevorzugt. Lediglich 
durch solche verkehrsgeographischen Tatsachen alter 
Zeit ist es zu erklären, daß dereinst allerlei Sundstädte 
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