Full text: Wege des Verkehrs

den europäischen Meeren der Ostsee an Bedeutung 
gleich. 
Die Ostsee war dabei lange Zeit ein beinahe in sich 
abgeschlossenes Meer. Wir hörten schon (S. 12/1 3), daß 
der Verkehr zwischen Nord- und Ostsee sich seinerzeit 
ganz anders abspielte als später. Es gelangten bis etwa 
ums Jahr 1200 die Waren und oft auch die ja nur klei- 
nen Schiffe allein auf dem Überlandwege zwischen der 
Eider und der Schlei aus einem Meer ins andere. Die 
Fahrt längs der westjütischen Küste war wegen der 
Seichtheit der Gewässer, der Hafenlosigkeit der Ge- 
stade, der häufigen Nebel und Stürme allzu gefährlich 
und galt noch bis ins 19. Jahrhundert hinein, auch nach 
der Einführung des Kompasses, der Fahrten auf offe- 
ner See gestattete, als riskant. Der Name der » Jammer- 
bucht« im nördlichen Jütland zeigt hinreichend an, wie 
oft hier Schiffsunfälle vorgekommen sein mögen. So 
zog man den genannten Überlandweg vor, der Hedaby 
und später Schleswig zu herrschenden Seehäfen machte. 
Der Name des Flusses Eider bedeutet ja geradezu: »T’or 
zur Ostsee«, denn er ist abgeschliffen aus dem Namen 
Egidora = Tor des Ägir (des nordischen Meeres- 
gottes). 
Seit etwa 1200, nachdem der Kompaß sich allgemein 
eingebürgert hatte, konnten die Schiffe sich schon eher 
zur »Umfahrt« ums Kap Skagen entschließen, denn sie 
konnten der gefährlichen »eisernen Küste« Westjütlands 
nun besser fernbleiben und weiter draußen auf offenem 
Meer sich ihren Weg suchen. Auch in der Ostsee selbst 
kamen sie um dieselbe Zeit vom allzu engen Haften an 
der Küste ab und fuhren lieber übers offene Meer. 
Mit dem Aufkommen der »Umlandfahrten« um 1200 
vollzogen sich daher bedeutende Änderungen in den 
Verkehrswegen. Der Öresund trat an Stelle der Belte 
in den Vordergrund. Kopenhagen verdrängte Schles- 
wig als dänischer Haupthafen, und an der deutschen 
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