Diese Ausführungen zeigen, daß es im Laufe von
etwa 2000 Jahren abwechselnd nicht weniger als sechs
verschiedene Verkehrsstraßen zwischen Europa und
Indien gegeben hat: ı. Über Ägypten und das Rote
Meer, 2. über Syrien und das Zweistromland, 3. über
die Südostecke des Schwarzen Meers, das Kaspische
Meer und den Amu Darja, 4. über die Krim, die Wolga,
das Kaspische Meer und den Amu Darja, 5. über Ar-
changelsk—Moskau—Kaspisches Meer, 6. ums Kap
der Guten Hoffnung. Zu diesen sechs Verkehrswegen
gesellte sich nun seit 1869 ein siebenter: der Seeweg
durch den Suezkanal. Nachdem bereits seit 1829 einige
Male wieder Personen und Postsendungen zwischen
Mittelmeer und Rotem Meer über den Isthmus von
Suez schneller als ums Kap der Guten Hoffnung zwi-
schen England und Indien befördert worden waren,
nachdem sogar zur Ausnutzung dieser durch die
Schwäche der mohammedanischen Staaten wieder f£rei-
gewordenen Strecke schon eine Eisenbahn zwischen
Mittelmeer und Rotem Meer gebaut worden war, schuf
der französische Diplomat Graf Lesseps in den Jahren
1859 bis 1869 den Suezkanal, der nun seit sieben Jahr-
zehnten die nahezu ausschließlich vom Schiffsverkehr
aufgesuchte Indienroute geworden ist. Nur die Segel-
schiffe, die im Roten Meer allzu schlechte Windverhält-
nisse vorfinden, meiden — von kleinen Lokalfahr-
zeugen abgesehen — den Suezkanal gänzlich und fah-
ren bis auf den heutigen Tag ums Kap der Guten Hoff-
nung nach Indien (vgl. S. 56/57). — Eine achte Verbin-
dung dorthin hat sich dann in den letzten anderthalb
Jahrzehnten der Luftverkehr eröffnet: er pflegt von
Europa meist über Kairo, Palästina, Transjordanien
und den Persischen Golf nach Karatschi an der Indus-
mündung und weiter nach dem Osten seinen Weg zu
wählen.
Man kann demnach sagen, daß jedes Zeitalter sich
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