seinen eignen Verkehrsweg nach Indien suchte, wobei
; die technischen, politischen, religiösen Zustände jewei-
lig ein entscheidendes Wort mitgesprochen haben.
Ähnlich wechselnd, wenn auch nicht ebenso mannig-
faltig, gestaltete sich, um noch ein weiteres lehrreiches
Beispiel zu geben, der Verkehr zwischen Europa und
China. Dieser kam nicht vor dem zweiten Jahrhundert
v. Chr. in Gang. Das bedeutende Epochejahr war
115 v. Chr. In diesem Jahre eröffnete der große chine-
sische Kaiser Wu-ti (140—86 v. Chr.) nach der Erobe-
rung des Tarimbeckens die ersten Handelsbeziehungen
zu den Westländern; es kam die berühmte »Seiden-
straße« zur Ausbildung, auf der sich alsbald ein reger
Karawanenverkehr entwickelte. Sie führte von der da-
maligen chinesischen Hauptstadt Singanfu, dem Sera
metropolis des Ptolemäus, durch die »Weiho-Pforte«
zum Lop-nor und ins Tarimbecken, an dessen frucht-
bareren Randgebieten am Fuß der Gebirge vorbei in
der Richtung zum Pamir und über dessen mehr als
5000 m hohe Pässe, vornehmlich den Terek dawan-
Paß, hinweg zum Syr Darja, Amu Darja, nach Persien
und Syrien, von wo dann der Weg zur See in die Mittel-
meerwelt offenstand. Ungefähr gleichzeitig scheint
aber auch ein Verkehr chinesischer Schiffe von den
chinesischen Seehäfen an den Philippinen vorbei zur
Sundastraße und weiter mit Hilfe der Monsunwinde in
die vorderindischen Häfen zustande gekommen zu sein,
die ihrerseits natürlich lingst Handelsverbindungen mit
dem Roten Meer und den syrischen bzw. ägyptischen
Handelsplätzen hatten. Dies darf um so eher angenom-
men werden, als die Wahrscheinlichkeit nicht gering
ist, daß den Chinesen in der Zeit um Christi Geburt
die Nordweisung der Magnetnadel (bei den Chinesen
handelt es sich aber stets um eine Südweisung) schon
vertraut war.
Jedenfalls dürfte in dieser Epoche der Geschichte ein
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