Full text: Wege des Verkehrs

B-DER VERKEHR IM MASCHINEN-ZEITALTER 
7. Die Maschine als Bahnbrecher des Verkehrs 
Während des gesamten Mittelalters und noch in 
einem großen Abschnitt der Neuzeit geschah außer- 
ordentlich wenig in den europäischen Staaten, um die 
nach unseren Begriffen geradezu trostlos schlechten 
Verkehrswege zu verbessern. Galt es doch noch im 
18. Jahrhundert in manchen der damaligen Kleinstaaten 
für den Inbegriff volkswirtschaftlicher Weisheit, wenn 
man die Landstraßen in möglichst schlechtem Zustande 
ließ. Man sagte sich, daß dann die ins Land kommen- 
den Fremden gezwungen seien, viel Geld auszugeben 
für Beschaffung von Fuhrwerk, für häufiges Übernach- 
ten, für Kauf von neuer Kleidung an Stelle der beschä- 
digten, für Hilfeleistung in Gestalt von Vorspann und 
für menschliche Arbeitskraft bei gar zu beschwerlichem 
Vorwärtskommen. Solche überaus naiven Vorstellun- 
gen waren noch im Jahrhundert Friedrichs des Großen, 
zumal an kleinen deutschen Fürstenhöfen, weit ver- 
breitet. 
Die Wege waren, besonders in der schlechten Jahres- 
zeit, oft so miserabel, daß leichte Wagen acht und auch 
zwölf Pferde benötigten, um vorwärtszukommen; 
schwer beladene Wagen brauchten oft dreißig und noch 
mehr Tiere. Dabei muß berücksichtigt werden, daß 
das Pferd als Zugtier für Wagen überhaupt erst im 
12. Jahrhundert stärkere Verwendung fand. Vorher 
pflegte man Ochsengespanne zu benutzen — ‚selbst 
Karl der Große bediente sich solcher auf seinen Land- 
reisen, soweit er nicht ritt; man kann sich vorstellen, 
welche »Geschwindigkeiten« bei derartigen Transpor- 
ten auf schlechtesten Wegen erzielt wurden! Die 
Wagen selbst waren zudem meist ganz roh zusammen- 
gehauen, ohne Federung, so daß die Fahrt in ihnen 
alles andere denn ein Genuß gewesen ist. Es gibt ein 
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