Bild, das uns den Papst Johann XXII. auf der Fahrt
zum Konstanzer Konzil zeigt. Bei der Fahrt über den
Arlberg stürzte der Wagen mitsamt dem Papst in den
Schnee, und diesen Augenblick hat der Zeichner fest-
gehalten. Das Fahrzeug, das der Herr der Christenheit
damals im Jahre 1414 benutzte, ist ein ganz einfacher
Bauernwagen primitivster Konstruktion. Daß der
Wagen umgeworfen wurde, wie es Papst Johann er-
lebte, war bis ins ı9. Jahrhundert hinein beinahe zu
jeder Fernreise eine ziemlich unvermeidliche Begleit-
erscheinung. Irgendwo wird erzählt, daß ein sächsi-
scher Prinz im 18. Jahrhundert auf einer Fahrt durch
Kursachsen fünfundzwanzigmal den Bruch eines Wa-
genrades erleben mußte. Noch Jean Paul empfahl ja,
bei Überlandreisen Schienen zum Schutz gegen Arm-
und Beinbrüche anzulegen! Selbst die mächtigsten
Herren der Erde waren von solchen Unvollkommen-
heiten des Verkehrs weitgehend abhängig. Ludwig XIV.
konnte eine von ihm geplante Badereise nicht antreten,
weil die Beschaffenheit der Wege die Fahrt zu gefährlich
erscheinen ließ. Der Alte Fritz, die Königin Luise auf
ihrer Flucht nach Memel, sie erlebten, daß sie mit ihrem
Wagen umgeworfen wurden — wieviel öfters die dii
minorum gentium! Kein Wunder, daß schon bei
kurzen Reisen, etwa von Leipzig nach Frankfurt a. M.,
vor dem Antritt der Fahrt ein Testament gemacht
wurde !
Und welche Zeit nahmen die Überlandreisen vor dem
Maschinenzeitalter in Anspruch ! Luther brauchte 1521
für seine Reise von Wittenberg nach Worms bei gün-
stiger Jahreszeit ı3 Tage, 1522 nur für die Reise von
Eisenach nach Jena 2 Tage. Ein hansischer Ratsherr,
der 1606 im Winter von Hamburg nach Madrid reisen
mußte, war nach zo Tagen erst bis Dortmund gekom-
men und gelangte am 21. Tag gerade von Dortmund
bis Hagen. Noch um 1820 benötigte man nortmaler-
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