kehrs stärker denn je zuvor in der Geschichte gewan-
delt. Die Eigenart des neuen Verkehrsmittels zwang
zur Schaffung neuer Wege, wie man sie vordem in die-
ser Form nirgends gekannt hatte. Die Fußpfade und
Landstraßen hatten sich dem Gelände angepaßt; jetzt
mußte in ansehnlichem Umfang das Gelände dem
neuen Verkehrsmittel angepaßt werden. Dieses konnte
nicht Hebungen und Senkungen in beliebiger Ausdeh-
nung und Zahl in Kauf nehmen, sondern es verlangte
eine möglichst ebene Fahrbahn, jedenfalls eine, die nur
sehr allmähliche Steigungen und Senkungen aufwies.
Deshalb erhielten die Eisenbahnen nach und nach
— von wenigen kleinen Nebenstrecken abgesehen —
überall ihren eignen Bahnkörpert, der nach Möglichkeit
frei von Kreuzungen mit anderen Straßen gehalten
wurde. Einschnitte im Gelände mußten im Interesse
des gleichmäßigen Verlaufs der Bahn ausgefüllt oder
mit Brücken und Viadukten überwunden werden. Da-
bei scheute man selbst vor riesigen technischen Kon-
struktionen nicht zurück. Auf deutschem Boden ist ja
das gewaltigste Werk dieser Art die über das Tal der
Wupper zwischen Remscheid und Solingen führende,
1897 dem Betrieb übergebene Müngstener Brücke, eine
Eisenbrücke von 507m Länge, die sich volle 107m
über den Fluß und die Talbreite dahinschwingt.
Andererseits verlangte die Eisenbahn die Beseitigung
von Bergerhebungen in einem Ausmaß, wie es bis da-
hin noch nie erwartet worden war. Kleinere Erhebun-
gen mußten abgetragen oder durch einen tiefen Ein-
schnitt überwunden werden. Wo dies nicht möglich
war, durchstach man die Berge, schuf Tunnels, deren
Zahl, Größe und Anlage im Lauf der Zeit immer ge-
waltiger wurden. Wohl hatte man auch vorher hier
und da schon Landstraßen durch kurze Bergtunnels ge-
führt (Urner Loch, Axenstraße u. a.), jetzt aber mußten
Schienenwege, meist zweigleisig, oft auf viele Kilometer
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