waren. Von dem weitaus wichtigsten Vertreter dieser
Art aus alter Zeit war schon die Rede: vom Drusus-
graben, der den Niederrhein mit der von Westfalen
kommenden Issel verband und somit dem heutigen
Isselarm der Rheinmündungen zum Leben verhalf.
Neben dieser »Fossa Drusiana« schufen die Römer im
Rheinmündungsgebiet noch den Corbulo-Kanal im
ı. Jahrhundert n. Chr., der bis 838 n. Chr. den heutigen
Oude Ryn-Arm, die Hauptmündung des Rheins, par-
allel zur Küste mit der heutigen Waalmündung ver-
band. Andere Kanäle von irgendwie nennenswerter
Bedeutung kannte Europa im Altertum nicht.
Wohl aber ist in Asien frühzeitig ein großer Kanal
gebaut worden, der heute veraltet und nicht mehr lei-
stungsfähig genug ist, der aber an vielhundertjähriger
kulturhistorischer Bedeutung und auch in bezug auf
seine Gesamtlänge als der größte Kanal aller Zeiten be-
zeichnet werden darf: es ist der chinesische Kaiser-
kanal, der von Nordchina her eine Schiffahrtsstraße
parallel zur Küste quer über den Hwangho und Jang-
tsekiang hinweg bis zur Bucht von Hangtschou bildet.
Der Kaiserkanal, der noch bis um 1850 herum hohe
Wichtigkeit für China hatte, ist nicht weniger als 1100
Kilometer lang. Bereits 486 v. Chr. wurde mit dem
Bau begonnen, aber erst 1800 Jahre später war der Bau
in der Form vollendet, wie sich die Wasserstraße dann
bewährte. — Auch in Mesopotamien, dessen Wasser-
bautechnik im Altertum auf ansehnlicher Höhe stand,
sind bereits von den Babyloniern Kanäle zwischen Ti-
gris und Euphrat angelegt worden. Wenn sie auch zu-
meist der Bewässerung des Landes dienten, so konnten
die größten unter ihnen doch auch für Zwecke des Ver-
kehrs, also für einen Übergang der Flußschiffe aus einem
Strom in den anderen, ausgenutzt werden.
Auf die älteste Geschichte überhaupt aber kann ein
Kanal auf afrikanischer Erde zurückblicken, der heute
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