Stecknitzkanal hat volle 500 Jahre dem Verkehr ge-
dient und ist erst gegen Ende des ı9. Jahrhunderts
einem moderneren Kanalbau gewichen. Ein weiterer
Kanal, der noch vor Ablauf des Mittelalters auf deut-
schem Boden entstand, war der 1495 vollendete Klod-
nitzkanal, der einen Zugang von der oberen Oder zu
den schlesischen Kohlengebieten lieferte.
Im 1ı3. Jahrhundert war in Italien die Kammer-
schleuse erfunden worden, mit deren Hilfe es möglich
wurde, die Binnenschiffahrt unabhängig von dem
Gleichbleiben des Wasserspiegels zu machen und damit
kleinere Wasserscheiden zu überwinden. Doch hielt
sich noch jahrhundertelang die Kanalherstellung in
ganz bescheidenen Grenzen. Erst im 17., in manchen
europäischen Kulturländern erst im 18. Jahrhundert
wurden Kanäle in etwas größerer Anzahl gebaut, je-
doch im Hinblick auf die nur recht kleinen Schiffs-
gefäße alter Zeit in so kleinen Maßen, daß gegen Ende
des 19. Jahrhunderts alle diese Kanäle älterer Zeit als
veraltet gelten konnten.
Heute verlangt man von einem brauchbaren Kanal
in den Kulturstaaten eine Mindestgröße, die gestattet,
daß 40o-t-Schiffe auf ihm fahren können. Immer häu-
figer sind aber auch schon 6oo-t-Schiffe als Norm an-
genommen worden, ja in besonders wichtigen Indu-
striegebieten, so im Rhein- und Ruhrland, geht man
schon dazu über, Kanäle für 1000-t-Schiffe vorzusehen;
und der neue Main—Donau-Kanal (vgl. S. 92) soll
sogar für ı 50o-t-Schiffe benutzbar gemacht werden. In-
folge dieser stark erhöhten Ansprüche unserer Zeit an
Größe und Tragfähigkeit der Schiffe ist gegenwärtig,
besonders in Europa, die Zahl von Kanälen, die als
wirklich »modern« bezeichnet werden können, gering.
Diese auffällige Tatsache hängt vornehmlich damit zu-
sammen, daß nach dem Aufkommen der Eisenbahnen
alle Welt die Wasserwege infolge der neuen Schienen-
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