wege für überflüssig hielt, da diese natürlich eine sehr
viel schnellere Beförderung boten. Man nahm an, die
Binnenschiffahrt werde in naher Zukunft gänzlich auf-
hören, so daß es sich nicht mehr lohne, geldliche Auf-
wendungen für bessere Schiffbarmachung der Flüsse
und für Kanalanlagen zu machen. Diese Vorstellung
setzte sich in allen Kulturstaaten durch und bewirkte,
daß etwa nach 1850 jahrzehntelang die Fürsorge für die
Binnenschiffahrt weitgehend aufhörte oder sich doch
nur auf das Nötigste beschränkte. In dieser Annahme
steckte jedoch ein Fehler: man übersah, daß im allge-
meinen nur der Personen- und der Postverkehr auf tun-
liche Schnelligkeit der Beförderung Wert zu legen
habe, nicht aber der Güterverkehr, zumal der Massen-
güterverkehr, der stets das billigste, nicht das schnellste
Beförderungsmittel bevorzugt. Die Schiffahrt aber wird
in der Regel billiger arbeiten können als die Eisenbahn,
und diese Billigkeit fällt um so stärker ins Gewicht, je
größer das jeweilige Transportgefäß ist, da ein voll-
beladenes Fahrzeug von 1000 t natürlich billigere Ta-
rife stellen kann als eines, das nur 100 t faßt.
So kam es, daß nach dem Bau der ersten Eisenbahnen
zwar der Personentransport in der Tat den Binnen-
schiffen völlig untreu wurde — natürlich abgesehen
vom Ausflügler- und Touristenverkehr — der Güter-
transport aber dem Schiff treu blieb, wo immer es
möglich war, ja daß dieser Verkehr im Zusammenhang
mit dem gewaltigen industriellen Aufschwung in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ganz gewaltig an-
schwoll. Nur an wenigen Stellen, wo besondere Ver-
hältnisse vorlagen, kam der Schiffsverkehr auf Flüssen
durch die am Ufer entlang laufenden Eisenbahnen in
der Tat zum Erliegen. Dies war z. B. der Fall am Ober-
rhein, der mit seiner starken Strömung der Schiffahrt
schon immer ansehnliche Schwierigkeiten bereitet hatte
und sie daher unnötig verteuerte. Hier erlebte jetzt die
Ju